Der Ausgang der Wahl zum ORF-Generaldirektor hat der FPÖ nicht gefallen. Wie wär's mit einem Einspruch vor dem Verfassungsgericht?

Auf alle Fälle kommt die FPÖ mit der bewährten Drohung "Ihr werdet schon sehen, was alles geht". Der FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger sagte, die Wahl gelte eh nur ein Jahr, denn nächstes Jahr gäbe es vorzeitige NR-Wahlen, da werde die FPÖ gewinnen und ordentlich aufräumen: "Die FPÖ hat mich mit der Ausarbeitung eines neuen ORF-Gesetzes beauftragt."

Möglicherweise waren es unverhohlene Machtergreifungsdrohungen dieser Art, die den ÖVP-Kandidaten Richard Grasl die Wahl zum ORF-Chef gekostet haben. Grasl war fachlich legitimiert. Aber er wurde als Kandidat einer rechtsnationalistischen Koalition empfunden, nämlich der absprungsbereiten Kräfte in der ÖVP plus FPÖ (und Team Stronach). Dass die FPÖ viel stärker ist und der ÖVP das Wählermark aus den Knochen saugt, spielt bei diesen genialen Planspielen offenbar keine Rolle.

Ein gemeinsamer unabhängiger Kandidat von SPÖ und ÖVP, wie es Kanzler Kern wollte, scheiterte an der ÖVP. Also wählten Rot, Grün und Neos Alexander Wrabetz, ÖVP, FPÖ und Team Stronach hingegen Grasl. Es siegte knapp die sozialliberale über die rechtspopulistisch-nationalkonservative Koalition. Damit sind die künftigen Frontlinien für das ganze Land gezogen. (Hans Rauscher, 10.8.2016)