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Wien – Überfüllte Ambulanzen, Ärztemangel, Bürokratiedschungel: Die Situation in den Spitälern hat sich noch immer nicht entspannt. Geht es nach der Ärztekammer, gibt es für die politischen Entscheidungsträger noch einige Baustellen, die offen sind. Während die Wiener seit Juli wieder offen mit Streik drohen, schlug Harald Mayer, Obmann der Bundeskurie Angestellte Ärzte, am Mittwoch noch einen gemäßigteren Ton an. Trotzdem wurde betont, dass es zu notwendigen Systemänderungen bezüglich der Arbeitssituation von Spitalsärzten kommen muss.

Entlastung durch Bürokratieabbau

Die Novellierung des Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes 2015 brachte die lang ersehnte Arbeitszeitverkürzung für Spitalsärzte, die seither durchschnittlich 48 Stunden pro Woche und 25 Stunden am Stück Dienst verrichten dürfen – es sei denn, sie geben eine Opt-out-Erklärung ab. Obwohl die Arbeitszeitverkürzung von der Ärzteschaft begrüßt wurde, ortet Mayer auch Probleme in diesem Zusammenhang: "Das bedeutet nicht, dass wir weniger zu tun haben."

Geht es nach der Ärztekammer, würde einerseits der Abbau von Bürokratie Abhilfe schaffen; laut einer Ifes-Umfrage verwenden Spitalsärzte 40 Prozent ihrer Arbeitszeit für Dokumentationszwecke. Andererseits müsse man dem Problem der überfüllten Ambulanzen entgegensteuern, die immer öfter als Lückenbüßer für den Versorgungsmangel herhalten würden: "In der Ambulanz haben wir keine Zeit für Banalitäten", sagt Mayer, der hier ein Versagen der Sozialversicherungen und des gedeckelten Bezahlungssystems für niedergelassene Ärzte ortet.

Bessere Anreize für Jungärzte

Außerdem: Zu viele Junge wandern ab, allein in Deutschland wäre noch für weitere 40.000 Platz. Deshalb müsse man die Rahmenbedingungen verbessern, allem voran die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Schließlich werden diejenigen, die das verstärkt einfordern werden, ohnedies das Ärztebild der Zukunft prägen: 73 Prozent der angehenden Allgemeinmediziner und 60 Prozent der zukünftigen Fachärzte sind Frauen. (vag, 11.8.2016)