"Tomasz Wisio ist 34 Jahre alt und wird auch nicht schneller für die Bundesliga. Beichler hat bisher alles vermissen lassen. Daher haben wir diese Entscheidung getroffen", sagt SKN-Sportdirektor Frenkie Schinkels. "Wir wollen keine Negativ-Stimmung in der Mannschaft haben."

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St. Pölten – Der Rechtsstreit um die Zukunft von Tomasz Wisio beim SKN St. Pölten ist um eine Facette reicher. Die Fußball-Vereinigung (VdF) kritisierte über ihren Anwalt Robert Palka in verschiedenen Schreiben die sportliche Leitung des Klubs und insbesonders das Training, dem der 34-jährige Pole am Vortag unterzogen worden war.

Nachdem er ebenso wie Teamkollege Daniel Beichler ein Angebot zur Vertragsauflösung abgelehnt und trotz vorangegangener Ausbootung mithilfe einer Einstweiligen Verfügung auf Trainings mit der ersten Mannschaft beharrt hatte, absolvierten Chefcoach Karl Daxbacher am Vormittag und Co-Trainer Jochen Fallmann am Nachmittag mit Wisio individuelle Einheiten. Laut Clubangaben sei das Training sehr intensiv, einem Profi aber zumutbar gewesen.

Intensiv oder schikanös?

Der Spieler und auch die Gewerkschaft als seine Vertretung sehen das anders. Ebenso wie der Clubführung schrieb Wisio-Anwalt Palka auch an Daxbacher und Fallmann persönlich adressierte Briefe, in denen von einer "schikanösen Behandlung" seines Mandanten die Rede ist, die mit Training "nicht einmal ansatzweise irgendetwas zu tun hat".

Wisios Rechtsvertretung warf den SKN-Trainern ein Verhalten vor, das "offenbar geradezu darauf angelegt ist, möglichst rasch eine Verletzung und/oder Gesundheitsschädigung meines Mandanten herbeizuführen". In einem weiteren Brief an die Clubanwälte, der der APA ebenfalls vorliegt, wurden für diesen Fall strafrechtliche Schritte gegen die involvierten Personen angekündigt.

Derzeit trainiert Wisio auf Basis einer gerichtlich erwirkten Einstweiligen Verfügung mit dem Profikader. Daxbacher wollte ihn ursprünglich wie Beichler aus sportlichen Gründen zu den Amateuren versetzen. Um ihn möglichst schnell auf ein für das Mannschaftstraining ausreichendes körperliches Niveau zu bringen, setzte Daxbacher nun auf hochintensives Intervalltraining – laut Clubangaben allerdings stets mit Ball.

VdF-Geschäftsführer Rudolf Novotny führte laut eigenen Angaben am Dienstag auch ein längeres Telefongespräch mit Daxbacher. "Sie verstehen das Problem und den Fehler nicht", meinte der Gewerkschafter. "Sie glauben noch immer, dass sie kein Problem haben. Mittlerweile stellt sich aber die Frage, ob es sich tatsächlich um einen Proficlub handelt – einen, der auch Gerichtsentscheidungen hinnehmen muss." (APA, 10.8.2016)