Washington/Wien – Die Retourkutsche ließ nicht lange auf sich warten. Kaum hatten 50 prominente Republikaner Donald Trump in einem Brief die Eignung fürs Präsidentenamt abgesprochen, keilte der Milliardär schon zurück. Er danke den Autoren, schrieb er sarkastisch; so wisse nun jeder, wer Schuld dafür trage, dass die Welt ein gefährlicher Ort geworden sei.

Bei den Leuten, die den Brief signiert hätten, sollten Wähler nachfragen, warum die Welt im Chaos sei. "Diese Insider haben – zusammen mit Hillary Clinton – die desaströse Entscheidung getroffen, im Irak einzumarschieren", schob er hinterher. "Es sind jene, die den Aufstieg des ISIS erst ermöglicht haben", schrieb er, die in den USA übliche Abkürzung für den "Islamischen Staat" (IS) benutzend.

Gewiss, mit der Erinnerung an den Irak trifft er einen wunden Punkt. Die meisten Unterzeichner hatten hohe Posten in der Regierung George W. Bushs inne, einige sind Neokonservative. Sie trommelten für die Invasion. Was die Brisanz des Briefes ausmacht, ist aber das vernichtende Urteil, das die Gruppe über die Persönlichkeitsstruktur Trumps fällt: Donald Trump sei unfähig, die Wahrheit von Lügen zu unterscheiden, wettern die 50 Republikaner. Er könne sich nicht beherrschen, vertrage keine Kritik und habe die engsten Verbündeten durch sprunghaftes Verhalten irritiert.

Im Übrigen habe Trump bewiesen, dass er von Außenpolitik nicht viel verstehe – weder von Amerikas nationalen Interessen, noch von seinen unverzichtbaren Allianzen, noch von demokratischen Werten. Zuvor war bereits sein Wirtschaftsprogramm, das er am Montag vorgestellt hatte, von Experten zerpflückt worden.

Anspielung auf Clinton-Mord

Dienstag folgte der nächste Eklat, als Trump bei einer Wahlveranstaltung auf einen Mord an Clinton anspielte. Konkret rief er in Erinnerung, dass man – wenn Clinton einmal gewählt sei – nichts mehr tun könne, wenn sie etwa Höchstrichter einsetze, die Demokraten nahestehen – "außer vielleicht Anhänger des zweiten Verfassungszusatzes". Dieser regelt den freien Waffenbesitz.

Victoria Applegate

Republikanische Trump-Gegner haben derweil Evan McMullin als Gegenkandidaten aus dem Hut gezaubert. Ein Akt der Verzweiflung: Der 40 Jahre alte Ex-Geheimdienstler, der sich als Unabhängiger bewirbt, ist ein unbeschriebenes Blatt, der höchstens Insidern etwas sagt. (fh, red, 9.8.2016)