Ein Islandpferd im sogenannten Tölt. Das Gen, das diese Gangart möglich macht, trat zuerst bei Pferden in England auf.

Foto: Monika Reissmann

Berlin/Wien – Für Reiter sind sie so bequem wie ein Sofa, heißt es. Das liegt daran, dass Islandponys (auch Islandpferde genannt) einen vierten und fünften Gang besitzen: Tölt und Pass. Aus diesen Gründen lässt es sich auf einem trainierten Tier sehr komfortabel im Sattel sitzen. Dass die Islandpferde nicht nur Schritt, Trab und Galopp können, liegt an einer Mutation des DMRT3-Gens, wie man seit Längerem weiß.

Unklar war jedoch, wo der Ursprung dieser Gangpferde liegt. Passierte diese Mutation tatsächlich zuerst auf Island?

Genanalysen von 90 Pferden

Um diese Frage zu klären, haben Forscher um Arne Ludwig vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) die DNA von Pferden aus vergangenen Jahrtausenden paläogenetisch analysiert. Konkret suchten die Wissenschafter für ihre Studie im Fachblatt "Current Biology" die Mutation im Erbgut von 90 Pferden von der Kupferzeit (vor 8000 Jahren) bis zum Mittelalter (11. Jahrhundert).

Fündig wurden die Forscher in Proben zweier englischer Pferde aus der Zeit, die um das Jahr 850 unserer Zeitrechnung lebten – und dann wesentlich häufiger in Islandpferden aus dem 9. bis 11. Jahrhundert. Im Gegensatz dazu wies kein Pferd aus Kontinentaleuropa, einschließlich Skandinavien, oder Asien aus dem gleichen Zeitraum die Genmutation für die alternativen Gangarten auf.

Ludwig und seine Kollegen gehen deshalb davon aus, dass Wikinger die Gangpferde von England mitnahmen, nachdem sie im 9. Jahrhundert das Gebiet des heutigen Yorkshire unterworfen hatten. In Island gäbe es Pferde nämlich erst seit dem Jahr 870. Es sei deshalb unwahrscheinlich, dass sich die englischen und isländischen Gangpferdepopulationen in so kurzer Zeit unabhängig voneinander entwickelten.

Bisher wurde vermutet, dass Wikinger die Pferde aus Skandinavien nach Island brachten. Fakt bleibt, dass sie den Wert der beiden zusätzlichen Gänge erkannten und die Islandponys in Island gezielt züchteten. (red, dpa, 8. 8. 2016)