In der Stadt Salzburg darf sich der Verkehr bis heute mitten durchs Weltkulturerbe stauen. Im Bild die historische Pferdeschwemme.

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Salzburg – Freitag vergangener Woche war es wieder so weit: Anhaltendes Schlechtwetter ließ die Touristen zu Tausenden in von den umliegenden Badeseen in die Stadt Salzburg strömen. Bis dann nichts mehr ging: Der Verkehr in der Stadt ist beinahe vollständig zum Erliegen gekommen.

Mit der Formel "Sommer plus Schlechtwetter ist gleich Verkehrskollaps" kämpft die Landeshauptstadt nun schon seit Jahrzehnten. Obschon es diesmal nicht ganz so schlimm gewesen ist: Die neuen Pförtnerampeln an drei wichtigen Einfallsstraßen haben zumindest bis Mittag funktioniert, heißt es vonseiten der Experten im Magistrat.

Die Anlagen messen mit Sensoren die Verkehrsdichte. Ab zirka 500 Fahrzeugen pro Stunde verkürze sich die Grünphase, erklärt Verkehrsstadtrat Johann Padutsch im STANDARD-Gespräch das System. Mit den computergesteuerten Ampeln soll der Verkehr im Zentrum einigermaßen am Laufen gehalten werden. Das System habe freilich Obergrenzen, weiß auch Padutsch. Der in die Peripherie verlagerte Stau dürfe aus Sicherheitsgründen nicht auf die Autobahn reichen.

Weitere Anlagen geplant

Nach den ersten vorsichtig positiven Erfahrungen plant die Stadt, nun die Anlagen das ganze Jahr über einzusetzen. Neben den drei bestehenden könnten auch an anderen Zufahrtsstraßen solche Pförtneranlagen eingesetzt werden, kündigt Padtusch an.

Damit könnten die Pendlerströme – wochentags bis zu 90.000 Einpendler täglich – und andere touristische Spitzen wie etwa zur Adventszeit entflochten werden.

Krise der Öffentlichen

Den Pkw-Verkehr an den Stadträndern zurückzuhalten und nur in verträglicheren Dosen weiterzureichen, ist freilich nur Symptombekämpfung. In Salzburg sind vor allem die öffentlichen Verkehrsmittel in der Krise. 1995 wurden noch 21 Prozent der Wege in der Stadt "öffentlich" zurückgelegt, 2012 waren es nur mehr 14 Prozent. Landesweit schaut es noch schlechter aus: Hier grundelt der Öffi-Anteil bei zwölf Prozent herum.

Inzwischen beginnen sich die Fahrgäste zu organisieren. Auf Facebook gibt es eine eigene Gruppe, die sich für die Linie 150 starkmacht. Diese fährt auf der sowohl touristisch bedeutenden wie auch für Pendler wichtigen Wolfgangsee-Straße nach Bad Ischl. Erste Diagnose durch die Fahrgäste: Taktlücken, übervolle Busse, zu lange Intervalle, überfüllte Park-&-Ride-Plätze, defekte Fahrgastinfos, Verspätungen ohne Ende. (Thomas Neuhold, 9.8.2016)