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Anna van der Breggen spurtet zu Gold.

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Sorge um die schwer gestürzte Annemiek van Vleuten.

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Rio de Janeiro – Die Niederländerin Anna van der Breggen hat das von einem fürchterlichen Sturz ihrer Teamkollegin Annemiek van Vleuten überschattete olympische Straßenrennen in Rio de Janeiro gewonnen. Die 26-Jährige setzte sich nach 136,9 km mit Start und Ziel an der Copacabana im Sprint gegen Emma Johansson aus Schweden durch. Bronze ging an Elisa Longo Borghini (Italien). Pech hatte die US-Amerikanerin Mara Abbot, die von dem Trio wenige Meter vor dem Ziel eingeholt wurde und am Ende mit Platz vier vorliebnehmen musste. Die Österreicherin Martina Ritter wurde mit 10:40 Minuten Rückstand 46.

Bei allem Jubel um van der Breggen: Die Gedanken nicht nur der Niederländerinnen gehörten im Ziel jedoch van Vleuten. Die 33-Jährige lag zehn Kilometer vor dem Ziel auf Goldkurs, als sie sich in einer Rechtskurve auf der Abfahrt von der Vista Chinesa verbremste. Die Niederländerin verlor die Kontrolle über ihre Rennmaschine, das Hinterrad rutschte weg ehe van Vleuten mit dem Vorderrad gegen die Straßenbegrenzung prallte. Dabei wurde sie über den Lenker hinweg zu Boden geschleudert und blieb zunächst regungslos auf dem Randstein liegen.

Der niederländische Radsportverband gab etwas später via Twitter jedoch vorsichtige Entwarnung. Die Sportlerin sei bei Bewusstsein und auf dem Weg ins Krankenhaus. van Vleuten zog sich drei Knochenabsplitterungen an der Lendenwirbel und eine schwere Gehirnerschütterung zu.

Die Frauen wurden über den gleichen, ebenso malerischen wie gnadenlosen Kurs gejagt wie die Männer am Samstag, nur dass sie die Schleife über den Zeitfahrkurs lediglich zweimal und die über die Vista Chinesa nur einmal zu absolvieren hatten. Dafür hatten sie mit dem an diesem Tag sehr starken Wind zu kämpfen. Am Samstag war Vincenzo Nibali aus Italien ebenfalls auf der technisch anspruchsvollen Abfahrt gestürzt und dabei einen Schlüsselbeinbruch erlitten. Auch der ehemalige Tour-Sieger war zu diesem Zeitpunkt an der Spitze des Pelotons gelegen.

Van der Breggen ist die vierte niederländische Olympiasiegerin im Straßenrennen nach Monique Knol (1988), Leontien Zijlaard-van Moorsel (2000) und Marianne Vos (2012), die am Sonntag Neunte wurde.

Die niederländische Equipe hatte den Wettkampf beinahe über die gesamte Distanz kontolliert. Ellen Van Dijk diktierte lange das Tempo des Feldes, Titelverteidigerin Vos, die fast das gesamte Jahr 2015 wegen eines Burnouts außer Gefecht gewesen war, zeigte sich in einer frühen Ausreißergruppe. "Der Olympiasieg zählte nichts mehr, als ich Annemiek liegen sah", sagte die dreifache Weltmeisterin im Ziel.

Schwere Vorwürfe von Boardman

Chris Boardman erhob im niederländischen "Telegraaf" schwere Vorwürfe gegen die Organisatoren. Er habe die Strecke selbst befahren, so der Olympiasieger 1992, der in Rio als Experte und Kommentator fungiert. Die Kurven und Straßenbegrenzungen seien sehr gefährlich, bereits beim Rennen der Männer habe man feststellen können, dass die Sicherheit der Fahrer nicht gewährleistet sei. "Das geht einfach nicht", so Boardman. "Und dass die Organisation dann überhaupt nichts tut, obwohl einen Tag später die Frauen fahren, finde ich ungeheuerlich." (bausch, sid 7.8. 2016)

Ergebnis Radsport – Straßenrennen Damen (136,9 km):

1. Anna van der Breggen (NED) 3:51:27 Stunden – 2. Emma Johansson (SWE) – 3. Elisa Longo Borghini (ITA), alle gleiche Zeit – 4. Mara Abbott (USA) + 0:04 – 5. Elizabeth Armitstead (GBR) 0:20 – 6. Kataryna Niewiadoma (POL) – 7. Flavia Oliveira (BRA) – 8. Jolanda Neff (SUI), alle gleiche Zeit.

Weiter: 46. Martina Ritter (AUT) 10:40