Berlin/Wien – Das deutsche PEN-Zentrum hat die Kritik von Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek an der vermeintlichen Untätigkeit der Schriftstellerverbände angesichts der Säuberungsaktionen in der Türkei offiziell zurückgewiesen – und zugleich eine deutliche Stellungnahme gegen die Situation in der Türkei veröffentlicht.

"Mittlerweile hat diese Hetzkampagne ein Ausmaß angenommen, das alle demokratisch gesinnten Kräfte entsetzt", so Josef Haslinger, österreichischer Präsident des deutschen PEN. Alle demokratischen Rechtsstaaten seien aufgerufen, nicht länger zuzusehen, wie in der Türkei fundamentale Menschenrechte mit Füßen getreten würden.

"Von Anfang an wurde der Ausnahmezustand dazu genutzt, neben der Bestrafung der vermeintlich Schuldigen auch mit frei denkenden Bürgern abzurechnen", beklagt Haslinger im Namen des PEN: "Wir verurteilen mit aller Schärfe die Verfolgung unserer Kolleginnen und Kollegen in der Türkei. Wir erwarten von der Bundesregierung und den europäischen Regierungen, dass sie den zu Unrecht Verfolgten und Inhaftierten jede Hilfe zukommen lassen, die sie zur Wahrung ihrer Menschenrechte brauchen."

Die österreichische Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hatte die vermeintliche Untätigkeit der Autorenverbände angesichts der Massenverhaftungen von Autoren in der Türkei angeprangert. "Ich höre nichts von meinen (Schriftsteller-)Vereinigungen. Vielleicht stecken sie derzeit ja im Gefängnis ihrer Badehosen oder Bikinis an irgendeinem Strand fest", schrieb die 69-Jährige am Donnerstag in einem Gastkommentar im "Standard". (APA, 7.8.2016)