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Hans Joachim Kuhlenkampff moderierte "Einer wird gewinnen". Zum Schluss kam der Butler.

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Dem Wochenende kommen Feierlichkeit und Eleganz abhanden. Wer heutzutage keiner Religion angehört, für die man sich in Erwartung spiritueller Erleuchtung schön kleidet und manierlich betragt, der sollte zumindest auf ein Musikvereins-Abo zugreifen können, um Erhabenheit und Form ins Leben zu bringen. Aber wer hat so eines schon?

Die Suche nach leistbaren schöngeistigen Ritualen war schon einfacher. Die ganze Welt ist zwar auf den Beinen, um Menschen vom Fernsehgerät wegzulocken – und das zu Recht –, doch sollte ein kleines Trauerlied auf die ausgestorbene Samstagabendshow gestattet sein: dieses wohlfeile Fest im Kreis der Familie, das einem Date einer die Landesgrenzen sprengenden Fernsehgemeinschaft glich. Gamingshows oder Madenverzehrsendungen verfolgen heute andere Ziele.

Dabei bedenke man, dass eine Unterhaltungsshow wie Einer wird gewinnen (1964 ff.) auch der Stärkung des europäischen Gedankens diente, kamen zur vermutlich feierlichsten Quizsendung der Welt doch Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Staaten. Der Marktanteil lag bei sagenhaften 80 Prozent (mangels alternativer Angebote, versteht sich). Den Live-Charakter zelebrierten gespenstische Überziehungszeiten von bis zu 30 Minuten.

Die DDR-Samstagabendshow Ein Kessel Buntes (1972 ff.) wurde im tschechischen und sowjetischen Fernsehen ausgestrahlt. Es sangen Mireille Mathieu oder Katja Ebstein, Abba oder The Rubettes. Geschwader von Fernsehballetten waren auf den Beinen, Rundfunkorchester glänzten ... Heute gibt’s die Shows auf DVD oder als Retro-Kuriosum im MDR. Mal samstags reinschauen! (Margarete Affenzeller, 8.8.2016)