Moskau/Damaskus – Vor dem Hintergrund der Syrien-Krise hat Russland die USA zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Moskau aufgerufen. Der stellvertretende Außenminister Sergej Riabkow sagte am Freitag der Nachrichtenagentur Tass, das Vertrauen in die Beziehungen zwischen Russland und den USA könne nur wieder hergestellt werden, wenn Washington die bilateralen Themen "ehrlich" und "verantwortungsbewusst" angehe.

Er reagierte damit auf entsprechende Äußerungen von US-Präsident Barack Obama. Obama hatte am Donnerstag in ungewöhnlicher scharfer Form das militärische Vorgehen Russlands in Syrien kritisiert. Er sei "nicht zuversichtlich", dass dem russischen Präsidenten Wladimir Putin hinsichtlich des Vorgehens in dem Bürgerkriegsland vertraut werden könne. Er habe Zweifel an dem Willen Moskaus, zu einer Deeskalation beizutragen, fügte Obama hinzu.

"Manchmal nicht wie Partner"

Riabkow sagte dazu, die USA verhielten sich im Dialog mit Russland über die Syrien-Krise "manchmal nicht wie Partner". Washington sei zudem weit davon entfernt, stets auf Augenhöhe mit Russland verhandeln zu wollen. Nach Angaben des russischen Außenministeriums telefonierten die Chefdiplomaten beider Länder, John Kerry und Sergej Lawrow am Freitag miteinander. Lawrow habe dabei die Notwendigkeit betont, "terroristische und extremistische Gruppen" stärker zu bekämpfen.

Besonders dramatisch ist die Lage in Syrien derzeit in der einstigen Wirtschaftsmetropole Aleppo. Die von Russland unterstützten syrischen Regierungstruppen halten die geteilte Stadt belagert, die Rebellen und verbündete Jihadisten starteten am vergangenen Wochenende eine Gegenoffensive, um den Belagerungsring zu durchbrechen. Am Freitag verstärkten sie ihren Vormarsch auf das strategische Viertel Ramussa.

Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden bei Luftangriffen auf ein Rebellenviertel am Freitag zehn Zivilisten getötet, darunter sieben Kinder. Unklar blieb, ob die syrische oder die russische Luftwaffe die Angriffe ausführte. Bei Angriffen von Rebellen auf ein Regierungsviertel wurden zudem drei Menschen getötet, davon zwei Kinder. In Aleppo droht derzeit eine humanitäre Katastrophe. Die Kämpfe werden mit besonderer Brutalität geführt. (APA, 5.8.2016)