Eine Archivaufnahme der Lamprechtshöhle.

Foto: APA/MICHAEL KRÖLL

Weißbach – Im Salzburger Pinzgau sind am Freitagnachmittag nach starken Regenfällen sieben Menschen – darunter zwei Kinder – in einer Höhle eingeschlossen worden. Diese hatten die Lamprechtshöhle bei Weißbach bei Lofer besichtigt, als plötzlich im Eingangsbereich das Wasser stark anstieg. In den frühen Abendstunden konnten alle sieben von Helfern der Wasserrettung geborgen werden.

Der Alarm bei der Polizei ging um 15.22 Uhr ein, wie ein Polizei-Sprecher sagte. Ein Sechsjähriger hatte noch versucht, ins Freie zu gelangen. Er wurde von den Wassermassen mitgerissen, konnte aber von den Helfern unverletzt geborgen werden, schilderte Rot-Kreuz-Bezirksrettungskommandant Anton Voithofer.

Notfall-Telefon

Helfer von Höhlenrettung, Bergrettung, Rotem Kreuz sowie Einsatzkräfte der Polizei rückten aus, konnten aber anfangs nicht viel ausrichten: "Die Höhle geht bergauf und bergab, im Eingangsbereich steht das Wasser", sagte Rot-Kreuz-Sprecher Matthias Leinich. "Das ist wie ein Siphon." Das Problem sei, dass es sich um derart große Wassermengen handelt, dass diese nicht abgepumpt werden können.

Zunächst bestand keine Verbindung zu den Eingeschlossenen. In der Höhle gibt es zwar ein Notfall-Telefon, die Gruppe dürfte dieses aber vorerst nicht entdeckt haben. Laut Leinich befanden sich die Betroffenen aber nicht in akuter Gefahr. Da es in der Lamprechtshöhle bei starken Regenfällen immer wieder zu solchen Zwischenfällen kommt, seien innen in einem sicheren Bereich auch Decken und Notproviant gelagert.

Bergung

Gegen 17.00 Uhr begann das Wasser zu sinken. Schließlich konnten erste Höhlenretter ins Innere. Noch vor 19.00 Uhr begann schließlich die Bergung. Zunächst wurden die beiden Kinder ins Freie gebracht, anschließend erfolgte die Bergung der Erwachsenen. Kurz nach 19.30 Uhr hatte laut Voithofer der letzte die Höhle verlassen. Die Kinder wurden durch das Wasser beim Ausgang getragen, die Erwachsenen passierten das zu diesem Zeitpunkt nur mehr knapp knietiefe Wasser selbst.

Alle sieben Menschen – laut ersten Angaben fünf Deutsche und zwei Niederländer – waren laut Voithofer wohlauf aber leicht unterkühlt. Sie wurden von einem Arzt untersucht und vom Kriseninterventionsteam betreut.

Wie ein Siphon

In der Vergangenheit ist es schon mehrmals zu ähnlichen Zwischenfällen gekommen. So wurde für eine deutsche Urlaubergruppe am 29. Juni 2002 ein Ausflug in das Innere des Naturdenkmals zu einem ungewollten Abenteuer. Der in der Höhle verlaufende Bach begann rasch zu steigen, die Gäste wurden vom Wasser eingeschlossen. Eine 62-Jährige stürzte beim Versuch, trotz Überflutung des Weges den Ausgang zu erreichen. Sie zog sich einen Bruch zu. Am Abend konnten alle Besucher die Höhle ohne Gefahr verlassen.

16 Personen, darunter sechs Kinder, wurden von ebenfalls überraschend schnell steigendem Wasser am 5. September 1998 in der Lamprechtshöhle eingeschlossen. Polizei, Feuerwehr, Berg-, Wasser-und Höhlenrettung standen im Einsatz, die Gruppe konnte in den späten Abendstunden unversehrt geborgen werden.

Vier Deutsche wurden am 4. Jänner 1991 von Wassermassen in dem System eingeschlossen. Für die gut ausgerüsteten Nürnberger Höhlenforscher nahm die Expedition nach stundenlangem bangen Warten schließlich ein glückliches Ende. Eine 17-köpfige Rettungsmannschaft mit zwei Tauchern brachte die drei Männer und eine Frau in Sicherheit. Der letzte ähnliche Zwischenfall ereignete sich am 28. August 2013. Damals saßen 26 Menschen etliche Stunden unter der Erde fest. (APA, 5.8.2016)