Martin Krusche, Matthias Marschik,

"Der kurze Sommer des Automobils: Erinnerungen an die 70er-Jahre",

€ 36,90 / 144 S.,

Verlag Brüder Hollinek,

Purkersdorf 2016

Foto: Verlag Brüder Hollinek

Was ist die Gemeinsamkeit zwischen einem Kinderwagen, einem Hund und einem Automobil-Klassiker?", fragen Martin Krusche und Matthias Marschik eingangs ihrer soeben publizierten, aktuellen kulturhistorischen Betrachtung der Mobilität. Alle drei lösen dieselben Reaktionen in der Umwelt aus, lautet ihre Antwort: "Eine Hälfte der Menschen schaut weg – indigniert oder auch desinteressiert -, mit der anderen Hälfte dagegen entsteht rasch ein freundlicher, manchmal sogar ein freundschaftlich-intensiver Kontakt." Die Anbahnungsfloskeln – oder soll man lieber sagen Anbandelungsfloskeln – seien auch immer dieselben. Wie viel das Kind esse, der Hund fresse und der Wagen saufe. So far, so good.

Kuratoriums für triviale Mythen

In dem an ein altes Fotoalbum erinnernden, dem liebevoll, reichlich und farbenfroh wie opulent illustrierten Band Der kurze Sommer des Automobils, dessen Cover schon an die geschmackssicheren Tapeten der 1970er-Jahre erinnert, philosophieren die Autoren, Kulturwissenschafter und Historiker sowie Begründer des 'Kuratoriums für triviale Mythen', über die "goldene Ära" der automobilen Freiheit. Sie memorieren, welche Autos in der Alpenrepublik wann warum wo en vogue waren – und warum welche nicht reüssieren konnten.

So begegnet man Kuriositäten wie der Knutschkugel alias BMW Isetta, dem BMW Dixi, dem Steyr Baby, Klassikern und Raritäten wie dem Panther Kallista, dem Ford Model T sowie fahrenden Sitzbadewannen, Enten, Proletenkutschen, Eiern, Traktoren und aufgetunten Penisprothesen. Gemeinsamer Nenner der Zeitreise ist die Liebe zum Fahren, zur Geschwindigkeit, zu automobilen Chromjuwelen. (Gregor Auenhammer, 18.8.2016)