Wien – In der Bank Austria wird im Inland rigoros eingespart. Ende Juni 2016 zählte die Bank 6.739 Beschäftigte (Vollzeit, Bank Austria AG und Inlandstöchter). Das waren 354 Stellen weniger als vor einem Jahr. Der Personalaufwand ging im Halbjahresvergleich um 43 Millionen auf 404 Mio. Euro zurück. Filialschließungen, die bis 2018 am Programm stehen, werden zum Teil vorgezogen, wurde heute berichtet.

Im Dezember 2015 wurde vorgegeben, bis Ende 2018 die Zahl der Privatkundenfilialen von zuvor rund 190 auf 120 Standorte zurückzufahren. Nun will man bereits Ende 2017 bei 124 gelandet sein. Aktuell gibt es noch 150 Bankfilialen, dazu noch eine so genannte "Online-Filiale" mit rund 270 Beratern.

Nicht nur das Filialnetz wird massiv redimensioniert. Auch in der Verwaltung und Abwicklung wird gestrafft. Bankchef Robert Zadrazil will die "über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen verschlanken", Hierarchien abflachen und Doppelgleisigkeiten in der Organisation beseitigen.

Nettogewinn höher

Am Vorabend der erwarteten Osteuropa-Abspaltungsbeschlüsse hat die Bank Austria Halbjahreszahlen vorgelegt. In alter Aufstellung lag der Nettogewinn bis Juni bei 626 Mio. Euro – damit um 27,7 Prozent höher als im Jahr davor. Zöge man bereits das Osteuropageschäft ab, das direkt zur UniCredit wandert, würde ein Verlust bilanziert.

Zum Vergleich: So wie die Bank jetzt noch dasteht, ist der Vorsteuergewinn gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 um 3,1 Prozent auf 832 Mio. Euro gestiegen. Unter Vorwegnahme der Osteuropa-Banken-Abspaltung wäre es Ende Juni allerdings ein Vorsteuerverlust von 36 Mio. Euro gewesen, wie aus den Unterlagen der Bank zur heutigen Halbjahrespressekonferenz hervorgeht.

Die Osttöchter brachten es im Halbjahr zusammen auf ein Betriebsergebnis von 1,3 Mrd. Euro, ein Zuwachs von 12 Prozent. Für das kommende Jahr hat sich vor allem wegen des britischen EU-Austrittsvotums der Ausblick für Zentral/Osteuropa mittlerweile abgeschwächt. Die schwächeren Wachstumsprognosen sollten jedoch die finanzielle Stabilität nicht gefährden, so die Bank Austria.

Pensionsdeal belastet

In Österreich war die Bank heuer in den ersten Monaten von der Übertragung der Bank-Austria-Pensionen ins staatliche ASVG-System belastet, dafür mussten im ersten Quartal schon 444 Mio. Euro rückgestellt werden. Netto schlug sich das im Halbjahr mit 204 Mio. Euro nieder. Da reichte auch der Einmaleffekt aus dem Verkauf der Visa-Europe-Beteiligung im zweiten Quartal (183 Mio. Euro brutto bzw. netto 131 Mio. Euro) nicht aus, um die teuren Einmalkosten aus dem bevorstehenden Pensionsdeal aufzufangen.

Dazu kamen noch Rekordabfuhren von Banken- und Systemsicherungsabgaben von 227 Mio. Euro (Vorjahr:175 Mio. Euro), die nach Bankangaben mittlerweile 30 Prozent der gesamten Personalkosten in Österreich und Osteuropa entsprächen.

Andererseits hatte im Jahr zuvor allein die zum Verkauf gestellte Ukraine-Tochterbank Ukrsotsbank das Halbjahresergebnis mit 200 Millionen Euro in Mitleidenschaft gezogen.

Wegen der Niedrigzinsen um 1,7 Prozent rückläufig war heuer bis Juni der Zinsüberschuss. Auch der Provisionsüberschuss war um 2,9 Prozent geringer als ein Jahr davor. Der Visa-Verkaufserlös hat indes das Handelsergebnis gepusht.

Für faule Kredite musste deutlich weniger zur Seite gelegt werden. Der Kreditrisikoaufwand sank bis Juni um 26 Prozent auf 290 Mio. Euro. In Österreich konnte die Bank Austria wegen einiger größerer Auflösungen nun sogar einen positiven Wert (40 Mio. Euro) verbuchen. In den Osttöchtern sanken die Kreditvorsorgen um 16,5 Prozent auf 330 Mio. Euro. (APA, 4.8.2016)