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Die Christus-Statue wacht auch während der Olympischen Sommerspiele über Rio de Janeiro: Die Spiele werden am Freitagabend im legendären Estádio do Maracanã (Hintergrund) eröffnet.

Foto: Reuters/Moraes

Manche Dinge ändern sich flott. Am Tag vor seiner Eröffnung glich das Österreich-Haus in Rio de Janeiro noch einer Baustelle. Überall stapelten sich unausgeräumte Kisten, dabei soll hier ab heute, Donnerstag, ordentlich getafelt werden. Doch das geht sich aus. Immerhin ist ein fast 60-köpfiges Team im Einsatz. Nur ein kurzzeitiger Zusammenbruch des Internets ließ am Dienstag auch die Verantwortlichen fast zusammenbrechen. Wenig später stellte sich heraus, dass das Problem nicht nur Botafogo, sondern weite Teile von Rio betroffen hat. Und dann flutschte es auch schon wieder, das Internet.

Das ÖOC hat für 35 Tage insgesamt (inklusive Auf- und Abbaus) das Klubhaus des renommierten Fußballvereins FC Botafogo übernommen. Kostenpunkt: 350.000 Euro Miete. ÖOC-Präsident Karl Stoss und ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel sprechen von einem Verhandlungserfolg, schließlich habe Botafogo zunächst 800.000 Euro verlangt. Das Haus soll jedenfalls positiv abschließen, diverse Veranstaltungen sind geplant, einzelne Abende wurden an Sponsoren verkauft.

Die Nullnummer

Stoss und Mennel, zwei Vorarlberger, haben den Olympialaden nach Peking (2008) übernommen. Sie standen Anfang Dezember, als das Österreich-Haus präsentiert wurde, stolz mit Österreich-Fahne vor dem Eingang. Weniger stolz stehen sie, nach der Nullnummer in London 2012, insgesamt im Sommer da, nämlich ohne Medaille. "Für den Trainingsaufbau und die Wettkampfvorbereitung", erklärt Stoss, "sind wir nicht verantwortlich."

Immerhin gibt es seit London einen Verantwortlichen, just der Skiverbandspräsident trat an, den Sommer zu retten. Die Idee zum 20 Millionen Euro schweren "Projekt Rio", das Peter Schröcksnadel koordiniert, stammte noch von Norbert Darabos. Mit diesem kamen Stoss und Mennel aber auf keinen grünen Zweig, nachdem er gewagt hatte, das Wort "Olympiatouristen" in den Mund zu nehmen. Da folgte der Sportministerwechsel von Darabos zu Gerald Klug zur rechten Zeit. Nun bringt schon wieder der nächste Sportminister, Hans Peter Doskozil, die Olympiade zu einem Ende. Doskozil verabschiedete das Team in der präsidentenlosen Hofburg, er ist auch Österreichs höchster politischer Repräsentant in Rio.

Mag sein, der Minister hat eine gute Nase – er reist zur zweiten Olympiahälfte an. Da könnte oder sollte es im Segeln in der Guanabara-Bucht quasi Schlag auf Schlag gehen. Die Medal Races mit den doppelten Weltmeisterinnen Lara Vadlau und Jolanta Ogar (470er) sowie den doppelten Vizeweltmeistern Nico Delle Karth und Niko Resch (49er) finden am 17./18. August statt.

Für hoffnungsvolle TV-Konsumenten in der Heimat stellt der Zeitunterschied in vielen Fällen kein großes Problem dar, weil die meisten Österreicher in Rio untertags sporteln. Die Segler etwa sollten, da in Rio um 17.30 Uhr die Sonne untergeht, beizeiten wieder im Hafen sein.

Die internationalen Highlights steigen mitten in der europäischen Nacht. US-Schwimmer Michael Phelps könnte in der ersten Olympiahälfte seinen Rekord von 18 Titeln weiter ausbauen. Und Jamaika-Sprinter Usain Bolt will in der zweiten Hälfte seinen sechs Titeln etwas hinzufügen. Dass einige Dutzend Russen gesperrt sind, hat zur Folge, dass für etliche Nationen im Medaillenspiegel etwas abfallen wird. Und vielleicht gibt es in ein paar Jahren, wenn die Nachtests ausgewertet sind, ein paar positive Proben weniger. Wobei – manche Dinge ändern sich nie. (Fritz Neumann aus Rio, 4.8.2016)