Eisenerz/Leoben – Der Untertagebau am steirischen Erzberg wurde zwar vor 20 Jahren aufgegeben, bald wird jedoch im Inneren des Berges wieder mehr los sein: Die Montanuniversität Leoben errichtet im "steirischen Brotlaib" ein Forschungszentrum rund um die Errichtung und Sicherheit von Tunnelbauten. Die Vorarbeiten laufen bereits, im September fällt der Startschuss, sagte Projektleiter Robert Galler.

Am Erzberg befindet sich mit der VA Erzberg GmbH der größte Bergbaubetrieb Österreichs. Mit rund 200 Mitarbeitern werden jährlich im Tagbau rund 8,5 Millionen Tonnen Gestein gewonnen und zu Feinerz verarbeitet. Außerhalb der aktuellen Abbauzone, auf etwa 1.100 Metern Seehöhe, durchzieht der sogenannte Pressler-Stollen den Berg. "Hier entsteht am und im Berg eine europaweit einzigartige Infrastruktur für wissenschaftliche und angewandte Forschung rund um den Bau und Betrieb von Tunnelanlagen – mit realen Untertage-Bedingungen", wie Robert Galler vom Institut für Subsurface Engineering der nahen Montanuni Leoben umriss.

"Tests zur Weiterentwicklung der Baumethoden im Tunnelbau, aber auch der Materialien und der Ausstattung bis hin zur Sicherheitstechnik sind bisher nur mit großem Aufwand und unter Inkaufnahme sehr beschränkter und ungünstiger Rahmenbedingungen möglich", betonte Galler. In Eisenerz soll ein Tunnelsystem zu Forschungszwecken, das sogenannte "Zentrum am Berg" (ZaB) daher Abhilfe schaffen.

Knotenpunkt für internationale Forscher

Durch die neue Infrastruktur in der traditionellen steirischen Bergbauregion werde mit insgesamt fünf unterirdischen Tunnelröhren ein "Knotenpunkt für internationale Forscher und Unternehmen für den Bau und Betrieb von Tunnel und anderen Untertageanlagen" entstehen und ideale Bedingungen bieten, zeigte sich Galler überzeugt.

Das "Zentrum am Berg" wird unter anderem zwei parallel verlaufende Auto- und zwei Eisenbahntunnel sowie eine fünfte Röhre als reine Versuchsstrecke umfassen: Die Auto- und Eisenbahnröhren stoßen nach rund 400 Meter auf den alten, außer Betrieb gesetzten Pressler-Stollen. Dieser soll auf einer Länge von rund einem Kilometer ausgebaut und ebenfalls zu Forschungs- und Entwicklungszwecken genutzt werden. (APA, 3.8.2016)