"Es gibt mehr Konsumwünsche als Geld", sagt Yassin Hankir. Seine App hilft bei der Priorisierung der Ausgaben und soll Spielraum für Sparbeträge schaffen. Das verlangt einen Zugriff auf viele Daten.

Foto: HO
Foto: HO

Wien – Wer spart schon gern? Und wer hat Spaß beim Onlinebanking? Gerade bei Jüngeren steht tendenziell Konsum weit vorn auf der Prioritätenliste. Doch die leidigen Finanzen, die kann man zu einem Teil auch von einer App erledigen lassen. Vorausgesetzt, man gibt sein Finanzverhalten preis und liefert alle Daten über Zahlungsvorgänge und mehr an ein Start-up aus.

Savedroid heißt die App, die jüngst eine Million Euro bei Investoren eingesammelt hat und antritt, um die Finanzwelt zu revolutionieren. "Es gibt mehr Konsumwünsche als Geld", schildert Savedroid-Chef Yassin Hankir die Ausgangsbasis. Da es mit der Disziplin zum Sparen gerade bei jüngeren Leuten nicht so weit her sei, "erledigen wir das für dich". Die Zielgruppe – Menschen von 18 bis 30 – "geht lieber zum Zahnarzt, als sich um Finanzen zu kümmern".

Belohnung

Das ganze System geht von einer emotionalen Beziehung zum Geld aus. Den einen oder anderen Euro zur Seite legen – das wird nicht als lästige Pflicht, sondern als Belohnung verkauft. Es soll damit der Druck zum soliden Umgang mit Geld genommen und der eigene Antrieb gestärkt werden.

Am Ende finanziert das Sparschwein im Smartphone einen Urlaub, ein neues Auto oder einen anderen langersehnten Wunsch, wenn im Gegenzug auf ein Bier oder einen Kaffee verzichtet wird oder der User seine Ausgaben aufrundet und das "Trinkgeld" beiseitelegt.

Neugierige App

Savedroid überweist bei diesen Aktivitäten automatisch Kleingeld vom Giro- aufs Sparkonto. Wann bestraft oder belohnt wird, das entscheidet der User, der auch die Beträge festlegt. Ein Beispiel: Für das morgendliche Joggingtraining werden als Belohnung fünf Euro umgebucht. Extra die Zahlungsvorgänge manuell vornehmen, diese Zeiten sind vorbei: Savedroid ist nicht nur neugierig auf Daueraufträge, Einzahlungen und Fixkosten, sondern auch auf andere Apps. Wer sich beim Laufen von Runtastic unterstützen lässt, der übermittelt seine Bewegungsdaten auch an Savedroid.

Zuckerbrot und Peitsche in monetärer Hinsicht sind keine Grenzen gesetzt. Ob Abzüge für Amazon-Bestellungen oder zu lange Instagram-Verweilzeit in der heißen Studienphase. Belohnungen und Bestrafungen kann sich der User für fast alle Verhaltensformen ausdenken, indem er Sparregeln, sogenannte Smooves, definiert. Bis dann am Ende des Monats die Meldung am Handy erscheint: "Herzlichen Glückwunsch, 90 Euro gespart."

TÜV-getestet

Die Schattenseiten der Innovation liegen auf der Hand. Datensauger wie Google oder Facebook wirken im Vergleich zu Savedroid geradezu harmlos. Hankir versucht da auch gar keinen Widerspruch, setzt auf Vertrauen und eben den Nutzen der User. Seriösen Touch verleiht nicht zuletzt der TÜV Saarland, der die App geprüft und als sicher befunden hat.

Bei Savedroid ist man überzeugt, dass der öffentliche Druck auf vertraulichen Umgang mit den Daten ausreichend ist. Würde nicht sorgsam mit den Informationen umgegangen und gelangten diese an die Öffentlichkeit, sei das Unternehmen erledigt. Im Hintergrund führt Wirecard die finanziellen Transaktionen durch, die Bank arbeitet auch mit anderen Start-ups wie dem Schnellkontoanbieter Number 26.

Die App selbst ist im Google-Store gratis erhältlich. Und wie kommt dann bei Savedroid Geld herein? Ziel ist, die Sparziele zu kommerzialisieren. Wer beispielsweise für einen Tauchurlaub auf den Malediven Geld beiseitelegte, könnte von der App auf günstige Angebote eines Reiseanbieters verwiesen werden. Kommt das Geschäft zustande, erhält das Frankfurter Unternehmen eine Provision. (as, 6.8.2016)