Aus der Bank Austria soll ein Bankerl werden.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Freitag, 13 Uhr, soll die Sache stehen, so wie es aussieht, wird aber bis zur letzten Minute verhandelt. Die Rede ist von der Abspaltung des Osteuropageschäfts (CEE) von der Bank Austria (BA) zur Unicredit nach Mailand, die eben am Freitag von der BA-Hauptversammlung abgesegnet werden soll. Vor allem Minderheitsaktionär Betriebsratsfonds, der wie die AVZ Stiftung den Deal durch Nichterscheinen beim Aktionärstreffen kippen kann, versucht noch, das geplante Geschäftsmodell abzusichern.

Allerdings erscheint den Italienern die Forderung, eine Milliarde Euro gleich und weitere 900 Millionen bis 2018 einzuschießen (Letzteres will die Aufsicht), nun angeblich doch zu hoch. Der Betriebsratsfonds will die Ausstattung mit Eigenkapital "dauerhaft" gestaltet wissen. Er verlangt eine Garantie, dass das Kapital auch dann nicht angetastet werden darf, wenn die BA von der Unicredit verkauft würde. Auch da sollen die Italiener skeptisch sein.

Rolle der AVZ Stiftung

Die Gemeinde-Wien-nahe AVZ, die für die BA haftet, will erst am Donnerstag entscheiden. Zu hören ist gerüchteweise, dass die AVZ (Vorstandsmitglied Alexander Wolfgring sitzt auch im Board of Directors der Unicredit) recht gelassen an die Angelegenheit herangeht. Sie soll sogar bereit gewesen sein, der Abspaltung ohne Milliardenspritze zuzustimmen – bestätigt wird das allerdings nicht.

Das letzte Wort hat aber sowieso die Aufsicht. Zuständig für Unicredit ist die Europäischen Zentralbank (EZB); dort kümmert sich um jedes Institut ein Joint Supervisory Team (JST). In dem sitzen auch Aufseher aus den diversen Ländern, in denen die Bank aktiv ist; im konkreten Fall also auch aus Österreich. Das JST bereitet Entscheidungen vor, gefällt werden die dann vom Supervisory Board, der höchsten Instanz der EZB als Aufsichtsbehörde. Dort haben auch die Aufsichtschefs der Herkunftsländer der Banken eine Stimme. Über diesen Weg redet auch die österreichische Aufsicht beim Unicredit-Umbau mit.

Gewinnbringer Ostgeschäft

Die CEE-Sparte, um die es beim Deal geht, zählte im vergangenen Quartal zu den größten Ertragsbringern der Unicredit. Der Nettoüberschuss stieg (bereinigt um den Verkaufserlös des Visa-Europe-Anteils) auf 687 Millionen Euro. Diese Zahlen gab Unicredit am Mittwoch bekannt. Ihr neuer Chef Jean-Pierre Mustier arbeitet am Aufbau der dünnen Kapitaldecke (harte Kernkapitalquote Ende Juni: 10,3 Prozent). Als Nächstes verkaufen die Mailänder das Karten-Abwicklungsgeschäft in Italien, Deutschland und Österreich um eine halbe Milliarde Euro. (Renate Graber, 4.8.2016)