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Clinton bei einem Wahlkampfauftritt in Columbus, Ohio.

Foto: REUTERS/Aaron P. Bernstein

Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump bringt immer mehr Parteifreunde gegen sich auf – und Hillary Clinton profitiert davon. Die Demokratin hat ihren Vorsprung vor ihrem Rivalen ausgebaut und gewinnt inzwischen sogar prominente Unterstützer unter den Republikanern – während Trump jeden Tag weitere bizarre Ausritte liefert.

In einer am Dienstag veröffentlichten Wahlumfrage der Nachrichtenagentur Reuters und des Instituts Ipsos kommt Clinton auf 43 Prozent der Stimmen. Trump wollten 35 Prozent der Umfrageteilnehmer ihre Stimme geben, auf andere Kandidaten entfielen neun Prozent. Allein von Freitag bis Dienstag baute Clinton ihren Vorsprung von sechs auf acht Prozent aus. Für die Umfrage wurden 1.289 Bürger interviewt, die voraussichtlich zur Wahl gehen werden.

Trump polarisiert

Trump polarisiert seit jeher mit Forderungen nach einem Einreiseverbot für Muslime oder nach einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. Mit seiner Kritik an der Familie eines im Irak getöteten muslimischen US-Soldaten brach er vor einigen Tagen aber ein Tabu. Gold-Star-Familien, die Angehörigen im Krieg gefallener US-Soldaten, gelten als unantastbar. Prompt hagelte es scharfe Proteste auch aus Trumps eigenen Reihen. Unter den Kritikern sind der prominente Senator John McCain, der Präsident des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, und der Anführer der Republikaner im Senat, der zweiten Kammer des Parlamentes, Mitch McConnell. Trump entzog daraufhin seinen Parteifreunden McCain und Ryan per Interview in der "Washington Post" die Unterstützung für deren Wiederwahl. Ryans Wahlkampfbüro erklärte dazu lapidar, weder Ryan noch sonst jemand in seinem Team habe je um Trumps Unterstützung gebeten.

Obama spricht Trump Eignung ab

US-Präsident Barack Obama sprach Trump jegliche Eignung für das Amt des Staatsoberhauptes ab und bezeichnete den Kandidaten als "erbärmlich unvorbereitet". An die Adresse der Republikaner sagte der Demokrat Obama, wenn sie Trump wiederholt kritisierten und seine Äußerung als inakzeptabel bezeichneten, müssten sie sich die Frage stellen, warum sie ihn noch immer unterstützen.

Das fragt sich inzwischen manch ein Republikaner selbst. Mehrere Parteifreunde haben Trump bereits die Unterstützung entzogen. Als erster Republikaner erklärte nun der New Yorker Abgeordnete Richard Hanna, er werde Clinton wählen. Hanna, der vermutlich nicht mehr für das Repräsentantenhaus kandidieren wird, nannte als Grund für seine Entscheidung Trumps Bemerkungen über die Familie des getöteten Soldaten.

Packard-Chefin will Clinton unterstützen

Auch aus der Wirtschaft gewinnt Clinton unerwartete Hilfe. Die Chefin von Hewlett Packard, Meg Whitman, nannte Trump einen "autoritären Charakter" und eine Gefahr für die Demokratie. Whitman, die für die Republikanische Partei schon viel Geld beschafft hat, sagte, sie werde Clinton in ihrem Wahlkampf "erheblich" unterstützen.

Auf Facebook schrieb Whitman: "Die Republikaner allein wegen der Loyalität zur Partei zu wählen, hieße, einen Kandidaten zu unterstützen, der meines Erachtens Wut, Missstände, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus instrumentalisiert. Donald Trumps Demagogie hat das Wesen unseres nationalen Charakters untergraben." Erst am Vortag hatte US-Investorenlegende Warren Buffett die Fähigkeiten Trumps infrage gestellt und für Clinton Wahlkampf gemacht.

"Schafft das Baby raus"

In der Zwischenzeit lässt Trump weiter keinen Fettnapf aus: Am Dienstag sprach er bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ashburn, als im Publikum ein Kleinkind zu weinen begann. "Ich liebe Babys", sagte er. "Was für ein Baby! Was für ein wunderschönes Baby (...) Es ist jung und schön und gesund, und so wollen wir es." Kurze Zeit später schrie das Kind erneut. Trump erklärte: "Ich habe eigentlich nur Spaß gemacht. Schafft das Baby raus. Ich glaube, sie (die Mutter) hat mir tatsächlich geglaubt, dass ich es liebe, wenn ein Baby schreit, wenn ich rede."

The New York Times

Purple-Heart-Medaille

Am selben Tag berichtete Trump stolz, dass ihm ein Irak-Veteran seine Purple-Heart-Medaille geschenkt hatte. Die Auszeichnung wird an verletzte Soldaten verliehen. Trump sagte nach eigener Schilderung dem Offizier, der ihm die Medaille gab: "Die Purple Heart wollte ich schon immer. So ist es viel einfacher." In den sozialen Netzwerken wurde die Bemerkung innerhalb kürzester Zeit zum Topthema.

Die "New York Times" berichtete, wie Trump als junger Mann um den Kriegseinsatz in Vietnam herumgekommen war: Viermal wurde er demnach wegen seiner Studien vom Wehrdienst befreit, das fünfte und letzte Mal aufgrund eines medizinischen Attests, das ihm Knochensporne an den Fersen bescheinigte. Allerdings hatte Trump derselben Zeitung erst vor einem Monat gesagt, dass er deswegen nie operiert worden und seine Füße von allein verheilt seien. (APA, 3.8.2016)