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Die 64-jährige Yuriko Koike wurde am Sonntag als unabhängige Kandidatin zur Gouverneurin Tokios gewählt.

Foto: REUTERS/Issei Kato

Abgesehen davon, dass Yuriko Koike zur ersten Gouverneurin Tokios gewählt wurde, fällt sie in der von Männern dominierten japanischen Politik auch durch ihre Fremdsprachenkenntnisse auf.

Die 64-jährige ehemalige Fernsehjournalistin spricht neben Englisch fließend Arabisch, was die rechtskonservative Politikerin wohl ihrem Vater zu verdanken hat: Der Leiter einer Ölfirma machte seine Tochter bereits früh mit anderen Kulturen vertraut und vermittelte ihr, wie wichtig gute Beziehungen zu arabischen Ländern für Japan seien.

Koike, die im westjapanischen Ashiya aufwuchs, entschloss sich vermutlich deshalb dazu, in Kairo Arabistik und Soziologie zu studieren. Dort lernte sie auch einen japanischen Kommilitonen kennen, den sie mit 21 Jahren heiratete, doch wenig später ließ sie sich wieder scheiden. Bis heute hat sie nicht wieder geheiratet und hat auch keine Kinder.

Zurück in Japan, arbeitete die spätere Gouverneurin zunächst als Dolmetscherin, dann als Journalistin beim Privatsender Nippon TV, bevor sie 1992 in die Politik wechselte. Dort wurde Koike bald als "Zugvogel" bekannt, da sie politische Ideen vor Parteizugehörigkeit stellte und innerhalb von 20 Jahren Mitglied vier verschiedener Parteien war.

"Cool Biz"-Umweltministerin

Die Wahl am Sonntag war jedenfalls nicht die erste Sensation in Yuriko Koikes Politkarriere: 2006 wurde sie in Shinzō Abes liberaldemokratischer Partei LDP als erste Frau Verteidigungsministerin, 2008 bewarb sich die Bewunderin von Margaret Thatcher und Hillary Clinton als LDP-Vorsitzende und macht auch kein Hehl aus ihren Ambitionen auf das höchste Amt im Staat.

Als Umweltministerin war sie mit ihrer "Cool Biz"-Regelung, die die Krawatten- und Sakkopflicht in Unternehmen abschaffte, um die Nutzung von Klimaanlagen in Unternehmen zu reduzieren, erfolgreich.

Nachdem sie es verabsäumt hatte, Rücksprache mit der Parteispitze zu halten, trat Yuriko Koike – nach 14 Jahren in der LDP – als unabhängige Kandidatin bei der Gouverneurswahl an. Die Reformerin, die sich für mehr Kinderbetreuungsplätze einsetzt, vertritt aber auch nationalistische Positionen.

Neben ihrer Unterstützung der Abschaffung des Friedensparagrafen in der Verfassung (laut diesem darf sich das Land an keinen Kriegen beteiligen) will sie "patriotische Geschichtsbücher", die Japans Verantwortung im Zweiten Weltkrieg leugnen, und pilgert regelmäßig zu den Yasukuni-Schreinen, wo Japan Gefallene, auch Kriegsverbrecher, ehrt. (Judith Moser, 1.8.2016)