Auschwitz-Birkenau/Lodz – Sie wurden in "Gaswagen" ermordet und in Massengräbern verscharrt: Etwa 4.300 österreichische Roma und Sinti fielen im Jänner 1942 im Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno nad Nerem) dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer. Am Mittwoch wird im zentralpolnischen Ort im Beisein von Politprominenz ein Gedenkstein für die Opfer enthüllt.

Die Zeremonie findet im Rahmen einer großen Gedenkfeier mit polnischen Roma und Politikern aus Polen und Österreich statt. Erwartet werden die Landtagspräsidenten des Burgenlandes, Christian Illedits, und der Steiermark, Bettina Vollath (beide SPÖ), sowie der Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma, Christian Klippl. Gesegnet wird der Gedenkstein vom Wiener Weihbischof Franz Scharl und seinem polnischen Kollegen Damian Bryl, teilte die österreichische Botschaft in Warschau mit.

Österreichische Delegation gedenkt an vier Orten

Die österreichische Delegation will am Dienstag und Mittwoch an insgesamt vier Orten des Nazi-Völkermordes an den Roma und Sinti erinnern. Am Dienstag ist eine Teilnahme am jährlichen Gedenken an die Ermordung der Roma im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau geplant – in Erinnerung an die "Liquidierung" des "Zigeuner(familien)lagers" am 2. und 3. August 1944, wo auch Hunderte österreichische Roma umkamen.

Am Dienstagabend besuchen sie die österreichische Roma-Gedenkstätte des ehemaligen "Zigeunerlagers" am Rande des einstigen Ghettos Litzmannstadt (Łódź) sowie den jüdischen Friedhof in Łódź, wo viele umgekommene Roma beerdigt wurden. Drei Polen, die sich um die Romagedenkstätte in Łódź verdient gemacht haben, erhalten dabei burgenländische Ehrenzeichen.

Botschafter kritisiert Ausgrenzung von Minderheiten

Am Mittwoch schließlich findet dann am Rande des Roma-Massengrabs im Wald bei Chełmno nad Nerem die große Gedenkfeier und Enthüllung des Gedenksteins an die ermordeten österreichischen Roma statt. Sie waren im Jänner 1942 aus dem Ghetto Litzmannstadt in das Vernichtungslager Kulmhof verschleppt und im selben Monat ermordet worden. "Ihre Schreie und Leiden nahm der Erdboden auf, der die Asche tausender Opfer verbirgt. Wir werden Euch nie vergessen!", heißt es auf dem Gedenkstein.

Der österreichische Botschafter in Polen, Thomas Buchsbaum, wies darauf hin, dass es 75 Jahre gedauert habe, ehe die Tausenden verschleppten österreichischen Roma und Sinti "an ihrer Ermordung- und Begräbnisstätte eine dauerhafte Erwähnung finden". Buchsbaum sieht den Gedenkstein "angesichts auch heutiger Intoleranz und Ausgrenzung von Minderheiten sowie Hassreden" als Auftrag, Roma und anderen Minderheiten "einen rechtlich wie tatsächlich ebenbürtigen Platz und gleiche Chancen in unserer Gesellschaft einzuräumen".(APA, 1.8.2016)