Wien – Im Juli hat sich die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer wieder erhöht: 379.679 Personen hatten keinen Job, um 0,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Besonders stark stieg die Arbeitslosigkeit bei Älteren ab 50 Jahren (plus 5,9 Prozent) und bei Ausländern (plus 6,3 Prozent), teilte das Sozialministerium am Montag mit. Ein Lichtblick auf dem Arbeitsmarkt sind die gemeldeten offenen Stellen, die um 40,8 Prozent auf 43.800 hinaufgeschnellt sind.

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Bei Inländern sank die Arbeitslosigkeit im Juli um 1,6 Prozent: 233.983 Österreicher waren im Juli arbeitslos vorgemerkt. Hingegen stieg die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Ausländer um 6,3 Prozent auf 87.273 Personen. Zu den insgesamt 321.256 vorgemerkten Arbeitslosen (+0,4 Prozent) kamen noch 58.423 Schulungsteilnehmer des AMS ohne Arbeitsplatz (+3,1 Prozent).

Betrachtet nach Geschlecht sank die Arbeitslosigkeit (nur vorgemerkte Arbeitslose) bei Männern um 1,0 Prozent, während sie bei Frauen um 2,1 Prozent anstieg. Deutlich rückgängig war die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen (15 bis 24 Jahre), wo sie um 6,6 Prozent sank. Positiv entwickelte sich auch der Lehrstellenmarkt, wo weniger Lehrstellensuchenden deutlich mehr offene Lehrstellen gegenüberstanden. Insgesamt reduzierte sich die Lehrstellenlücke, also die Zahl der fehlenden Lehrstellen, um 525 auf 4.986.

Weniger arbeitslose Leiharbeiter

Von den Branchen zog der Arbeitsmarkt am Bau und in der Produktion spürbar an. Im Vorjahresvergleich sank die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen am Bau um 9,4 Prozent, in der Warenproduktion um 4,0 Prozent. Auch bei der Arbeitskräfteüberlassung sank die Arbeitslosenzahl um 3,1 Prozent. Fast stagnierend war die Situation im Tourismus mit einem minimalen Rückgang um 0,2 Prozent. Etwas mehr Arbeitslose waren im Handel (+0,9 Prozent) und im Gesundheits- und Sozialwesen (+2,9 Prozent) zu verzeichnen.

Gegliedert nach Bundesländern hat sich die Arbeitsmarktlage am stärksten in Tirol verbessert, wo die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer zusammengezählt um 7 Prozent sank. Auch in Salzburg (-4,1 Prozent) und Kärnten (-3,1 Prozent), Vorarlberg (-1,7 Prozent) und der Steiermark (-1,0 Prozent) gab es einen Rückgang. In den östlicheren Bundesländern allerdings war durchwegs ein Anstieg zu verzeichnen: Am stärksten stieg die Arbeitslosigkeit in Wien (+3,2 Prozent), gefolgt von Niederösterreich (+2,4 Prozent), Oberösterreich (+1,0 Prozent) und dem Burgenland (+0,9 Prozent).

Mehr arbeitslose Akademiker

Deutlich gestiegen ist die Akademikerarbeitslosigkeit: 29.019 Personen waren vorgemerkt arbeitslos oder in Schulung, ein Plus von 13,5 Prozent zum Vorjahr. Hingegen ging die Arbeitslosigkeit bei Personen mit Lehrausbildung um 0,6 Prozent zurück.

AMS-Chef Johannes Kopf kommentierte die jüngsten Zahlen auf Facebook: Der Anstieg der Gesamtarbeitslosigkeit um 0,8 Prozent sei der bisher niedrigste Anstieg im Jahresvergleich. Auffallend sei, dass die dabei betroffenen inländischen Arbeitssuchenden mit -6.496 bzw. 2,3 Prozent rückläufig sind, die Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft jedoch mit einem Plus von 9.643 bzw. 9,8 Prozent deutlich ansteigen. Diese Entwicklung sei vor allem auf die neu auf den Arbeitsmarkt gekommenen geflüchteten Personen zurückzuführen.

Ohne Job waren im Juli 25.168 Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte, ein Anstieg zum Juli 2015 um fast 8.000 Personen. Davon waren 15.325 Menschen arbeitslos vorgemerkt und 9.843 in Schulungsmaßnahmen. Den größten Anteil stellten Syrer (11.102 Personen), gefolgt von Afghanen (4.650) sowie Russen (3.115) und Irakern (1.521).

AK-Präsident fordert Offensive

Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske fordert erneut eine Offensive, um gegenzusteuern. Aus Sicht der AK sollte sie folgende Punkte enthalten: öffentliche und private Investitionen, intelligente Formen der Arbeitszeitverkürzung, Bildungsmaßnahmen und konsequente Umsetzung der Maßnahmen gegen Lohn- und Sozialdumping.

Für wichtig hält Kaske auch die personelle Aufstockung beim Arbeitsmarktservice (AMS) um 400 Stellen. "Arbeitsuchende brauchen qualifizierte und maßgeschneiderte Betreuung. Das geht nicht ohne zusätzliches Personal", sieht Kaske den Finanzminister gefordert. Der AK-Präsident verlangt, dass "jetzt ohne Verzögerungen und Haarspalterei das kommt, was im Bundesfinanzrahmen dem AMS auch zugesagt wurde, nämlich 196 Millionen Euro zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen." (APA, red, 1.8.2016)