Wien – Österreich braucht innovative Unternehmen, um wirtschaftlich weiterzuwachsen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Sätze wie diese werden von Politikern und Industrievertretern landauf, landab mantraartig aufgesagt. Die positive Wirkung von Innovation auf die Wirtschaft und Schaffung neuer Arbeitsplätze ist bei Ökonomen unumstritten, als Paradebeispiel gelten die USA. Dass auch der Großteil der Beschäftigten innovativer Unternehmen davon hinsichtlich Jobbedingungen, Beschäftigungsdauer und Bezahlung profitiert, weist eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) nach.

Kein Licht ohne Schatten: Frauen, Ältere und Menschen mit geringeren beruflichen Qualifikationen haben in diesen Betrieben allerdings schlechtere Karten. Studien-Auftraggeberin Arbeiterkammer (AK) fordert daher mehr Investitionen in Aus- und Weiterbildung. "Wir wollen einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf eine Woche Weiterbildung pro Jahr in der bezahlten Arbeitszeit", lautet eine der Forderungen des AK-Präsidenten Rudi Kaske, damit alle Beschäftigten in Österreich im Innovationszug an Bord bleiben können.

It's a man's world

Innovierende Unternehmen (nach Studiendefinition jene, die bereits substanzielle Förderungen für Innovationsprojekte erhalten haben; Anm.) bauen ihre Belegschaft stärker aus als vergleichbare andere Unternehmen ihrer Branche – konkret um 2,5 Prozent, sagt Studienkoautor Helmut Mahringer vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Sie zahlen ihren Mitarbeitern mehr (durchschnittlich 2 Prozent) und können vor allem jüngere, männliche und gut ausgebildete Mitarbeiter für sich interessieren.

Im Umkehrschluss stellen sie ergo eher Männer als Frauen und eher Jüngere als Ältere ein. Zudem entwickelt sich der Anteil von Personen mit geringer und mittlerer Qualifikation in diesen Betrieben schwächer. Damit diese Menschen nicht weiter "unter die Räder kommen", brauche es gerade in innovativen Betrieben die Möglichkeit zur Weiterbildung, sagte Kaske bei der Präsentation der Studie am Freitag. "Es geht darum, dass Jüngere auch zukünftig auf ihrem hohen Qualifikationslevel bleiben und dass Frauen sowie Arbeitnehmer 50 plus ihre Qualifikationen anpassen können."

Untersuchungen in Österreich zeigen, dass nur drei von zehn Mitarbeitern vom Betrieb weitergebildet werden. Um einen gleichen Zugang zur Weiterbildung für alle zu ermöglichen, fordert die AK daher unter anderem eine gesetzlich verankerte Bildungswoche, ein Qualifizierungsstipendium neu, in dem die bisherigen Bausteine Bildungskarenz, Bildungsteilzeit und Fachkräftestipendium zusammengeführt werden.

Nicht abgeholte Förderungen

Der Stein der Weisen, wie Frauen für naturwissenschaftlich-technische Berufe interessiert werden könnten, ist offenbar noch immer nicht gefunden. An der finanziellen Unterstützung kann es zumindest nur begrenzt liegen. Vom Fördertopf des Wirtschaftsministeriums für den "Gleichmäßigen Zugang von jungen Frauen und jungen Männern zu den verschiedenen Lehrberufen", der jährlich mit fünf Millionen Euro bestückt ist, wurden im Jahr 2014 laut AK nur 120.000 Euro von Betrieben abgeholt. Um mit mehr frauenfördernden Maßnahmen auf betrieblicher Ebene zu punkten, sollen nach Forderung der AK auch NGOs Projekte einreichen dürfen.

Um möglichst viele innovative Unternehmen in Österreich zu halten, will der Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie, Jörg Leichtfried (SPÖ), vom "bisherigen Gießkannenprinzip" bei der Forschungsförderung weg und mehr Schwerpunkte setzen, wie er bei der Veranstaltung sagte. Stärker gefördert werden sollen Risiko- und Spitzenforschung, Forschungen im Bereich der Elektronik sowie Start-ups. 500 Millionen Euro stehen jährlich zur Verfügung. Die Einführung eines "Quickchecks" soll es bei kleineren Forschungsförderungsanträgen ermöglichen, binnen 24 Stunden eine Antwort zu erhalten. (kat, 29.7.2016)