Bundeskanzler Kern zu Besuch bei Viktor Orbán. Im Hintergrund die Limousine.

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Kanzler Christian Kern war entsetzt: Die ihn begleitende Delegation aus Mitarbeitern seines Kabinetts und Journalisten nahm den Bus. Einen luxuriösen Bus zwar, ausgestattet mit Klo, Minibar und einem beeindruckenden Proviant aus Mannerschnitten, Soletti und Gummibären, aber es war eben nur ein Bus und kein Zug. Das schmerzte den obersten Lokführer der Nation, der vor seiner schnöden Tätigkeit als Kanzler immerhin Chef der Bundesbahn war. "Hier kann es sich nur um einen Schienenersatzverkehr handeln", stellte er fest.

Blaulichtbegleitung

Budapest und Viktor Orbán waren das Ziel der Reise, die wären mit der Bahn gemütlicher zu erreichen gewesen, mit Polizeibegleitung und Blaulicht geht es von Haus zu Haus über die Autobahn dann aber doch schneller.

Für Kern jedenfalls. Der stieg dann vom Bus auf die Dienstlimousine um, da der Termin mit Orbán sonst nicht zu halten gewesen wäre. Der Fahrer des Busses ging die Reise nämlich etwas zögerlich an, ihm reichten auf der Autobahn 80 bis 100 km/h, auch wenn die Polizeibeamten auf dem Motorrad immer wieder winkten, der Mann möge endlich Tempo machen.

Gemächlich statt zügig

Wie Polizeibegleitung wirklich geht, führten ab der Grenze die Ungarn vor, die die Autobahn für den Besuch aus Wien sperrten und mit einem riesigen Aufgebot für Aufsehen sorgten.

Kern stieg auf der Rückreise schließlich wieder vom Bus auf die Limousine um, so viel Zeit hat der Kanzler auch nicht. Die Journalisten tuckelten gemächlich mit dem Bus zurück und stellten erschöpft fest: das nächste Mal lieber mit dem Zug. (Michael Völker, 2.9.2016)