Was diese Tour in den Schladminger Tauern so besonders macht, sind die unterschiedlichen Gesteinsarten auf kleinstem Raum. Typisch für die Zentralalpen sind kristalliner Schiefer und Gneis – aber mittendrin stehen zwei Gipfel aus Dolomitgestein und Kalk. Von beiden Gipfeln hat man eine wunderbare Rundumsicht auf den nahen Dachstein und über die Hohen Tauern. Durch die unterschiedlichen Böden existiert hier eine besondere Pflanzenvielfalt.

Der Aufstieg erfolgt teils über sehr ausgesetzte Stellen und Steige in der Steilwand.
Foto: Birgit Eder

Direkt von der Bushaltestelle gehen wir in Richtung Ursprungalm, wo 1988 eine Verfilmung von Heidi gedreht wurde. Dort beginnt der Rundwanderweg "Quelle der Sinne", dem wir kurz folgen. Auf einem gelben Alpenvereinsschild sind bereits die Zeitangabe und eine Warnung für die Steirische Kalkspitze zu lesen: 2,5 Stunden, nur für Geübte. Wir wandern zunächst über üppig blühende Almwiesen, vorbei an Bächen, immer in Richtung Talende. Schon bald beginnt der Aufstieg zum Brotrinnl, der zwar nicht schwierig, aber nach Gewittern oft rutschig ist. Oben auf dem Sattel weitet sich erstmals der Blick, wir legen die erste Rast ein.

Kurze Kletterpassage

Weiter geht es auf einem ausgesetzten Steig durch eine Steilwand, die nach starkem Regen ebenfalls feucht sein kann. Wer trittsicher ist, kann aber weitergehen. Der Steig führt spektakulär unterhalb des Nordgrates des Mereggs direkt durch die Felsen. Dazwischen ist der Weg geröllig, und eine Kletterstelle im I. Schwierigkeitsgrad muss überwunden werden. Kurz vor dem Gipfel nehmen die Wiesenhänge wieder zu. Wir steigen bequem auf den Gipfel des Mereggs (2235 m).

Ausgesetzt auf Kalk

Nach kurzer Rast geht es am Kamm entlang aufwärts – man sollte Fotopausen einlegen, da die Tiefblicke fantastisch sind. Hinter einem namenlosen Zwischengipfel wird der restliche Weg bis zur Steirischen Kalkspitze nochmals schmäler und anspruchsvoller. Das Gipfelkreuz thront auf einem Felsen und ist extrem ausgesetzt. Nach der Mittagspause auf sicherem Boden etwas unterhalb des Kreuzes machen wir uns an den Abstieg zur Ahkarscharte.

Der Gipfel der Steirischen Kalkspitze liegt sehr exponiert und bietet einen wunderbaren Rundumblick.
Foto: Birgit Eder

Der Weg ist anspruchsvoll und führt zum Teil ausgesetzt durch Felsgelände und über steile Wiesenhänge. Bei der Scharte gehen wir weiter zur Lungauer Kalkspitze, die über einen breiten, teilweise gerölligen Kammweg einfach erreicht werden kann. Auch von diesem Gipfel hat man eine wunderbare Rundumsicht – besonders zu den beiden Giglachseen und zur Steirischen Kalkspitze.

Die Giglachseen sind Reste von Eiszeitgletschern – und bleiben meist auch im Sommer eiskalt.
Foto: Birgit Eder

Wieder zurück bei der Ahkarscharte, führt der Weg unterhalb der Lungauer Kalkspitze stetig abwärts zum Znachsattel und weiter zur Giglachsee-Hütte. Immer wieder hat man die Giglachseen vor Augen, die im Hochsommer zum Schwimmen in eiskaltem Wasser taugen. Man sollte als Öffi-Fahrer aber nicht zu viel Zeit vertrödeln, denn der letzte Bus verlässt die Ursprungalm bereits um 17 Uhr. Der Weg Nr. 771 führt schließlich von der Giglachsee-Hütte gemütlich abwärts bis zur Ursprungalm.

Variante: Wem die gesamte Tour zu schwierig erscheint, lässt die Steirische Kalkspitze einfach aus und geht vom Brotrinnl zur Oberhütte (1845 m) und dann direkt zur Ahkarscharte. (Birgit Eder, 29.7.2016)