Rouen – Nach dem Angriff auf eine katholische Kirche im Nordwesten Frankreichs ist auch der zweite Täter offiziell identifiziert worden. Es handle sich um Abdel Malik Nabil Petitjean, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Die Identität des in Lothringen geborenen Mannes wurde per DNA-Vergleich nachgewiesen.

Die Geheimdienste hatten zu dem 19-Jährigen wegen seiner Radikalisierung am 29. Juni eine sogenannte Akte S angelegt, hieß es aus Ermittlerkreisen. In dieser Kartei werden Personen geführt, die als radikale Islamisten aufgefallen sind. Petitjean hatte den Angaben zufolge versucht, nach Syrien zu reisen. Eine Akte S – das S steht für Staatssicherheit – führt in der Regel nicht zu einer ständigen Überwachung durch die Sicherheitsbehörden. Häufig werden Verdächtige nur über einen begrenzten Zeitraum stichprobenartig überwacht, etwa indem ihre Telefone angezapft werden.

Womöglich hatten die Behörden schon seit dem 22. Juli – also vier Tage vor der Kirchenattacke – eine Warnung, dass Petitjean einen Anschlag plant. Die französische Terrorismus-Koordinierungsstelle Uclat bekam von einem ausländischen Geheimdienst einen Hinweis über einen Mann mit einem mutmaßlichen Anschlagsprojekt.

Zweiter Attentäter trug elektronische Fußfessel

Petitjean und der zweite Attentäter Adel Kermiche hatten am Dienstag nahe der Stadt Rouen während eines Gottesdiensts die Kirche gestürmt und den 86-jährigen Priester getötet sowie einen Besucher schwer verletzt. Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" beanspruchte die Tat für sich. Die beiden Attentäter wurden von der Polizei erschossen.

Gegen Kermiche liefen Terrorermittlungen, weil er zweimal versucht hatte, nach Syrien zu reisen. Er war erst im März aus der U-Haft entlassen worden und stand mit einer elektronischen Fußfessel unter Hausarrest. Türkischen Angaben zufolge war Kermiche im vergangenen Jahr die Einreise in die Türkei verweigert worden. Die türkischen Behörden seien von Frankreich informiert worden, dass Adel Kermiche unter dem Namen Kevin Kermiche aus Genf kommend am Istanbuler Flughafen Sabiha Gökcen einreisen wolle, hieß es am Donnerstag aus Regierungskreisen in Ankara.

Gründung einer Nationalgarde

Präsident Francois Hollande hat indes offiziell die Gründung einer Nationalgarde angekündigt. Sie solle zum Schutz der Franzosen beitragen, teilte der Elyséepalast am Donnerstag mit. Ob die Garde sich nur aus Reservisten des Militärs oder auch aus denen der Polizei speisen wird, blieb zunächst unklar. Anfang August soll sich das Sicherheitskabinett mit dem Thema befassen, im September sollen Parlamentarier eingebunden werden. (APA, 28.7.2016)