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Für Erotikartikel wurde im Vorjahr deutlich mehr ausgegeben – ob das Erotikbier der Brauerei Flensburg davon auch profitieren konnte, bleibt ungewiss.

Foto: Wulf Pfeiffer

Bemerkenswerte Verschiebungen zeigte das im Konsumverhalten der Österreicher im Vorjahr. Laut der Beratungsgesellschaft Kreutzer, Fischer & Partner haben sich wegen des Preisverfalls bei Treibstoffen die Ausgaben für den Alltagsverkehr der unvermindert mobilen Österreicher um drei Prozent verringert. Mit mehr als 20 Milliarden Euro Volumen ist dieser Bereich der viertgrößte Brocken, weshalb dadurch einige hundert Milliönchen für andere Ausgaben frei wurden. "Dieses Geld ist im Wesentlichen in zwei Bereiche geflossen, nämlich Freizeit und Urlaub sowie Bekleidung", erklärt Geschäftsführer Andreas Kreutzer.

Sich die Freizeit zu versüßen war den Österreichern 28,4 Milliarden wert, ein Anstieg um drei Prozent. Bei Urlauben werden Pauschalreisen immer mehr zum Ladenhüter, Kreutzer sieht einen durch Onlinebooking ausgelösten Trend zu Individualtourismus: "Es gibt eine klare Individualisierung im Reiseverkehr, der Trend geht immer stärker in Richtung Do-it-yourself." Bei Bekleidung stiegen die Ausgaben auf 8,4 Milliarden Euro, wobei für Damenartikel doppelt so viel ausgegeben wird wie für Herrenware, zumal auch Schuhe in diesen Bereich fallen.

Kaum Spendierhosen

Viele Spendierhosen dürften jedoch nicht darunter gewesen sein, denn pro Kopf griffen Österreichs Konsumenten 2015 nur um 0,6 Prozent tiefer in die Tasche als im Jahr zuvor. Insgesamt stiegen die Ausgaben um 1,6 Prozent auf 179,1 Milliarden Euro, was hauptsächlich durch Bevölkerungswachstum wegen des regen Zuzugs aus Osteuropa – für Kreutzer seit Jahren ein Treiber für die heimische Wirtschaft – gespeist wurde.

Mit entsprechender Auswirkung auf die Nachfrage im Bereich Bauen und Wohnen, mit 49 Milliarden Euro größter Ausgabenblock, wo der Neubau mit einem fünfprozentigen Zuwachs von den niedrigen Finanzierungskosten und gestiegenen Mieten profitierte. Im Gegensatz dazu waren die Österreicher Sanierungsmuffel, was Kreutzer auf Unsicherheit wegen hoher Arbeitslosigkeit zurückführt. "Null Effekt" hätten Maßnahmen wie der Handwerkerbonus entfaltet, da der Förderanteil zu gering sei.

Lieber zahlen als warten

Stark zugenommen haben Ausgaben für Gesundheit, obwohl dieser Bereich weitgehend durch Sozialabgaben und Steuermittel getragen wird. Im Vorjahr wurden mit 12,4 Milliarden Euro vier Prozent mehr private Mittel ausgegeben, was zum Teil auch durch das öffentlich finanzierte Angebot bedingt ist, dem es mehr an Quantität denn an Qualität mangelt, sprich: "Lange Wartezeiten sind dabei ein ganz wesentlicher Treiber."

Im Gegenzug sehen Österreicher im Bereich Weiterbildung beharrlich den Staat und die Arbeitgeber in der Pflicht und sind nicht bereit, dafür eigenes Geld oder Freizeit zur Verfügung zu stellen. Daher kommt es auch zu dem kuriosen Faktum, dass die Haushalte mit 135 Millionen Euro weniger für ihr Bildungsniveau ausgeben denn für den stark anschwellenden Markt für Erotikartikel. Angesichts eines Anstiegs um sieben Prozent auf 178 Millionen Euro dürften wohl auch die Anbieter in Wallung geraten sein.

Gerne auch fleischliche Genüsse

Fleischliche Genüsse stehen in Österreich generell noch hoch im Kurs, wobei Geflügel eine immer größere Rolle spielt. "Der Trend geht weg von rotem Fleisch, weniger in Gemüse, sondern mehr in Kohlehydrate", erklärt Fischer. Zuwächse gab es auch bei der Gastronomie, vor allem im mit plus acht Prozent boomenden Bereich Zustelldienste und Selbstabholung.

Hauptsächlich wegen Preiserhöhungen gaben Österreichs Haushalte neun Prozent mehr für Obst aus, die Kosten für Nachhilfe und Betreuung für den Nachwuchs stiegen ebenfalls deutlich. Billiger wurden neben Mineralölprodukten auch Milch und Mobilfunkgebühren sowie, von der breiten Öffentlichkeit womöglich kaum bemerkt, die Preise für Prostitution und illegale Drogen. (Alexander Hahn, 26.7.2016)