Der Hauptüberträger des Zika-Virus Aedes Aegypti unter dem Mikroskop.

Foto: APA/AP/Fernando Vergara

Rio de Janeiro/Paris/Bogota – Durch die Zika-Epidemie könnten Wissenschaftern zufolge zehntausende Kinder mit Missbildungen auf die Welt kommen. Bis zum Ende der derzeitigen Infektionswelle könnten sich 93,4 Millionen Menschen mit dem Virus anstecken, unter ihnen 1,65 Millionen schwangere Frauen, heißt es in einer im Fachmagazin "Nature Microbiology" veröffentlichten Studie.

In den ersten Wochen einer Schwangerschaft würden ein bis 13 Prozent der Föten von infizierten Frauen eine sogenannte Mikrozephalie oder andere Komplikationen entwickeln, schreiben die Forscher aus den USA, Großbritannien und Schweden. Das bedeute, dass in Lateinamerika und in der Karibik zehntausende Babys betroffen sein könnten, sagt Alex Perkins von der Universität Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana.

Die auf einem mathematische Modell beruhende Schätzung sei ein "Worst-case-Szenario", erläutert Perkins. Die Zahlen seien zwar nicht sehr konkret, gäben aber immerhin eine Vorstellung von der Größenordnung der Folgen der Zika-Epidemie.

Entwarnung in Kolumbien

Das durch Stechmücken übertragene Zika-Virus grassiert derzeit in Süd- und Mittelamerika, besonders betroffen ist Brasilien. Das Virus kann bei ungeborenen Kindern unter anderem Mikrozephalie auslösen, eine Fehlbildung, bei der Babys mit einem abnormal kleinen Kopf und damit einhergehenden Hirnschäden auf die Welt kommen.

Im Gegensatz zu Brasilien hat das kolumbianische Gesundheitsministerium die Zika-Epidemie für überwunden erklärt. Das Land war mit rund 100.000 Fällen seit einem Jahr neben Brasilien besonders schwer von der Zika-Epidemie betroffen.

"Kolumbien ist das erste Land in der Welt, dass das Ende der Epidemie erklärt", sagte der Vizeminister für Gesundheit, Fernando Ruiz nach Angaben der Zeitung "El Tiempo". Eine Warnung an Frauen, geplante Schwangerschaften aufzuschieben, wurde aufgehoben.

Wintermonate dürften Entlastung bringen

Der Höhepunkt sei mit bis zu 6.312 neuen Zika-Fällen pro Woche der Februar gewesen. Daher werde für den Herbst noch einmal ein Anstieg der Fälle an Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen erwartet Zuletzt habe es aber weit weniger neue Zika-Fälle gegeben – das sei ein Indiz, dass zumindest die Epidemie-Phase nun vorbei sein.

Bisher gibt es in Kolumbien 256 bestätigte Mikrozephaliefälle. In dem am stärksten betroffenen Brasilien sind es seit Oktober 2015, dem Beginn der systematischen Erfassung, 1.709 bestätigte Fälle. Aber: Nur bei 267 bestätigten Fällen konnte das Zika-Virus nachgewiesen werden.

Zuletzt ging auch hier die Zahl an Zika-Fällen stark zurück, weshalb die Organisatoren der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro kein Risiko sehen. In den südamerikanischen Wintermonaten ist die Moskitoart Aedes Aegypti kaum aktiv. Dadurch sei das Infektionsrisiko deutlich reduziert. (APA, AFP, dpa, 26.7.2016)