Frauen mit einer bestimmten Genmutation zählen zu Hochrisikopatientinnen für Brustkrebs. In der Magnetresonanztomographie (MRT) ist bei ihnen aktiv durchblutetes Gewebe messbar, das auf ein erhöhtes Brustkrebsrisiko hinweist.

Die Molekularbiologin und Radiologin Barbara Bennani-Baiti und der Radiologe Pascal Baltzer von der Klink für Radiologie und Nuklearmedizin der Med-Uni Wien untersuchten nun, ob ein in der MRT sichtbares, aktiv durchblutetes Gewebe auch bei solchen Patientinnen auf ein erhöhtes Risiko hinweisen könnte, die keine Genmutation haben. Das Ergebnis: Bei diesen Frauen ist eine sogenannte "Hintergrundanreicherung" der Brust nicht mit Brustkrebs assoziiert.

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist das sensitivste Verfahren zum Nachweis von Brustkrebs, weil sie im Unterschied zu den konventionellen bildgebenden Verfahren (Mammographie und Ultraschall) funktionelle Informationen über die Durchblutung des Gewebes liefert. Diese Untersuchung wird deshalb bei Hochrisikopatientinnen jährlich angewandt, weil sie aufgrund familiärer Häufung oder einer speziellen Mutation (z.B. BRCA 1) ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs haben.

Brustkrebs im Bild

Dazu wird den Frauen zunächst ein Kontrastmittel appliziert, das die Sichtbarmachung sogenannter "Hintergrundanreicherungen" im MRT bewirkt. Bei diesen Patientinnen konnte bereits gezeigt werden, dass eine starke Hintergrundanreicherung, die auf eine gesteigerte Durchblutung und somit ein zum Beispiel hormonell aktiviertes Brustgewebe hinweist, mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko einhergeht.

Bei allen anderen österreichischen Patientinnen werden im Rahmen des Brustkrebsfrüherkennungsprogramms routinemäßig eine Mammographie und eventuell eine ergänzende Ultraschalluntersuchung durchgeführt.

Wenn ein unklarer Befund vorliegt, ist es in Österreich möglich, eine MRT zur weiteren Abklärung durchzuführen. Die medizinische Grundlagenforschung ist bemüht, Biomarker für Tumoren zu finden, um zukünftig präventiv gegen Brustkrebs vorgehen zu können und möglichst frühzeitig behandeln zu können.

Frauen ohne genetisches Risiko

In diesem Zusammenhang griffen Barbara Bennani-Baiti und Pascal Baltzer von der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin der MedUni Wien gemeinsam mit Matthias Dietzel vom Universitätsklinikum Erlangen die Fragestellung auf, ob Brustgewebe mit erhöhter Hintergrundanreicherung allgemein – und nicht nur in der Risikogruppe – ein Indikator für ein erhöhtes Erkrankungsrisiko sein könnte. Sie führten eine Querschnittsstudie durch und analysierten die Befunde einer Gruppe von 540 Patientinnen, die zur weiteren Abklärung auffälliger Befunde zu einer MRT überwiesen wurden.

Dabei konnten sie zeigen, dass in dieser Gruppe von Patientinnen, die kein erhöhtes Brustkrebsrisiko durch familiäre Häufung in der Familie oder bekannte Mutationen hatten, letztlich nur das Alter für das Risiko einer Brustkrebserkrankung entscheidend ist. Die Aktivität der Brust, wie sie in der MRT durch die Hintergrundanreicherungen abgebildet wird, spielt dabei keine Rolle.

Darüber hinaus zeigen die Studiendaten, dass ein sehr aktives Brustgewebe bei Nicht-Hochrisikopatientinnen auf ein geringeres Alter und somit auf ein geringeres Erkrankungsrisiko deutet. Diese Frauen müssen auch keine weiteren Untersuchungen durchführen lassen.

Frauen mit genetischem Risiko

Barbara Bennani-Baiti, Matthias Dietzel und Pascal Baltzer zeigen mit Ihrer Arbeit jedoch auch auf, wie wichtig die Kenntnis der Hintergrundanreicherung für Hochrisikopatientinnen zur Risikoeinschätzung einer Brustkrebserkrankung ist. Ihre Ergebnisse lassen darauf schließen, dass im Vergleich zu Frauen ohne diese Risikofaktoren das veränderte Brustgewebe von Hochrisikopatienten anfälliger für Entartungen ist.

Wenn nun dieses anfällige Gewebe aktiv wird – was sich auch in einer erhöhten Zellteilungsrate widerspiegelt – häufen sich zelluläre Entartungen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Krebserkrankung führen. Bei der gesunden Patientin, deren Gewebe intakte Reparaturmechanismen aufweist, schadet dagegen dessen Aktivierung nicht. Das Gewebe ist in der Lage, selbsttätig mögliche Fehler zu beheben, bevor es zu einer Krebserkrankung kommt.

Fazit: Eine im MRT sichtbare hohe Hintergrundanreicherung der Brust bei Nicht-Hochrisikopatientinnen spricht also in erster Linie für ein junges Alter, bei Hochrisikopatientinnen jedoch deutet sie nach bisheriger Erkenntnis auf ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko hin und sollte bei der Entscheidungsfindung für eventuelle präventive Maßnahmen einbezogen werden. (red, 25.7.2016)