Eine Ewigkeit waren Sextoys in eine dunkle, verwerfliche Schmuddelecke verbannt. Wird man beim Verlassen eines Sex-Shops von einem Bekannten erspäht, lässt dies die meisten Zeitgenossen wohl noch immer erröten. Vielleicht findet man auch aus diesem Grund allerlei erotische Gerätschaften bei BIPA und Co zwischen Schwangerschaftstests und WC-Papier.

Dass sich daran etwas ändert, dazu könnte ein klein wenig das Buch "Objects of Desire" (Schiffer Verlag) beitragen, eine richtige Schwarte, die sich auf über 271 Seiten den Gefilden lustspendender Objekte in all ihren formalen Gattungen und historischen Dimensionen widmet – schließlich nahm angeblich schon Kleopatra in gewissen Stunden eine Kürbisflasche, gefüllt mit summenden Bienen, zur Hand.

Studiert man die mannigfaltigen Gattungen an Lustwerkzeugen, wird bald klar, was dieser äußerst lukrative Markt auch für eine blühende Spielwiese für zum Teil namhafte Designer darstellt. Um es mit den Worten des großen Designers Charles Eames zu sagen, "Take your pleasure seriously". Eine Auswahl.

JimmyJane ist eigentlich bekannt für preisgekrönte Vibratoren. Mehr als jugendfrei und sogar im Flieger tragbar ist dagegen ihr "ich seh Dich nicht"-Objekt aus ihrer Kollektion "Seduce Me".

Foto: SEDUCE ME COLLECTION BY JIMMYJANE

Könnten auch sehr entfernt Verwandte der Barbapapas sein, die Lustwesen "Dildiy" von "Cunicode", einer Ein-Mann-Firma, die von Bernat Cuni in Barcelona geführt wird. Dieser beschäftigt sich vor allem mit 3-D-Druck. Und warum sollte sich diese Technologie, vor allem in Sachen Diskretion, nicht bestens für allerlei Lustspielsachen eignen?

Foto: DILDIY BY CUNICODE, BERNAT CUNI/CUNICODE.COM

Auch von JimmyJane stammt dieses auf den ersten Blick unverdächtige Fingerspiel namens "Hello Touch" aus körperfreundlichem Silikon für allerlei lustfreundliche Zonen.

Foto: HELLO TOUCH BY JIMMYJANE

Als heiterer, bunter Haufen kommen die kleinen Silikon-Gespielinnen "Single & Double Trainer Toyfriend" von "Tickler" daher. Dienen zum Trainieren des Beckenbodens.

Foto: SINGLE & DOUBLE TRAINER TOYFRIEND BY TICKLER, KJELL B. PERSSON

Auch die heimische Designerin Patrycja Domanska trug zum Umfang des Buches bei. Zu sehen ist ihr Aufliegevibrator "Sono Love". "Das Teil hat damals auf der Angewandten in Wien einen ziemlichen Wirbel verursacht, denn es sollte nicht als Diplomarbeit zugelassen werden, " erinnert sich die Designerin.

Foto: SONO LOVE BY PATRYCJA DOMANSKA, ©GEORG MILDE

"Tailbud", laut Übersetzung "Schwanzknospe", nennt sich dieses Objekt von "Rosebuds", das irgendwie an den Schmuck eines Kriegerhelms samt Pferdeschweif erinnert. Das kommt nicht von ungefähr, "Tailbud" besteht aus rostfreiem Stahl und echtem Pferdehaar in verschiedenen Farben. Gibt's auch in einer Zebra-Variante sowie in verschiedenen Größen. Für Naturfreunde

Foto: TAILBUD BY ROSEBUDS, ROSEBUDS SARL

2014 wurde er im Rahmen des "Salone del Mobile" in Mailand präsentiert, der Ring "Ménage à quatre rings" von Viviane Yazdani, eine einigermaßen unauffällige Version eines Massagerings, den man bedenkenlos am Nachtkastl liegen lassen kann.

Foto: MÉNAGE À QUATRE RINGS BY VIVIANE YAZDANI, IMAGES COURTESY OF DESIGNER VIVIANE YAZDANI, ©2013 MÉNAGE À QUATRE, ALL RIGHTS RESERVED

Ebenfalls unauffällig kommt jenes Teil daher, das das Buchcover ziert. "Vesper" von "Crave" nennt sich das Objekt mit dem Aufdruck "Don't forget to play", das auch als Schmuckstück durchgeht, es aber in sich hat. Der stählerne Vibrator wurde sogar mit dem Red-dot-Award ausgezeichnet. Gibt's auch in einer Gold-Variante.


Rita Catinella Orrell, Jason Scuderi
Objects of Desire

A Showcase of Modern Erotic Products and the Creative Minds Behind Them
Schiffer Publishing 2016
272 Seiten, ca. 27 Euro. (maik, 26.7.2016)

Foto: MÉNAGE À QUATRE RINGS BY VIVIANE YAZDANI, IMAGES COURTESY OF DESIGNER VIVIANE YAZDANI, ©2013 MÉNAGE À QUATRE, ALL RIGHTS RESERVED