Die Saga geht weiter: der vor wenigen Wochen tragisch verunglückte Anton Yelchin als Chekov und Zachary Quinto als Spock.

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Wien – Die berühmte, von Alexander Courage angeblich in kürzester Zeit komponierte Titelmelodie erklingt erst mit dem Abspann. Ebenso jene nicht weniger berühmten Zeilen, die bereits vor genau fünfzig Jahren zum ersten Mal im US-amerikanischen Fernsehen zu hören waren: "To boldly go where no man has gone before." Und eine Widmung: "In loving memory of Leonard Nimoy."

Der im vergangenen Jahr verstorbene Schauspieler hat im dreizehnten Kinospielfilm der Weltraumsaga keinen Auftritt mehr. Doch die Erinnerung an den Darsteller des legendären Mr. Spock ist nur die markanteste von vielen, mit denen Star Trek Beyond an eine große Ära und an ein ebenso großes Erbe andockt.

Präzision statt Perfektion

Denn dieser Film ist auf der Suche nach Präzision, nicht nach Perfektion. Die Präzision beginnt dort, wo man das Detail schätzt und sich dafür auch Zeit nimmt. Die perfekten Weltraumschlachten, wie sie die Sternenflotte seit 1979 auch auf der Kinoleinwand zu führen hat, kommen nämlich ohnehin so sicher, wie ihr Aushängeschiff, die Enterprise, auftragsmäßig neue Galaxien erforscht. Diese sind sozusagen die Pflicht; die Kür hingegen ist bei einem Blockbuster mit einem geschätzten Budget von 150 Millionen Dollar mittlerweile die Erzählung selbst.

Star Trek Beyond besinnt sich auf diese Qualität mit einem Beginn, der zunächst einmal das psychologische Terrain der Crew vermisst – aber natürlich erst nach einer selbstironischen Ouvertüre, die Eingeweihten die lustigen Tribbles von anno dazumal in Erinnerung ruft und allen die Bedeutung eines in weiterer Folge bedeutsamen Artefakts nahebringt.

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Mehr Lust am Denken

"The universe is truly endless." Wenn Captain Kirk (Chris Pine) Philosophie zum Logbucheintrag macht, können sogar Binsenweisheiten schnell zum großen Gedanken anwachsen. Denn auch wenn man im All solche Weisheiten dann lieber in Begleitung seines Schiffsarztes Bones (Karl Urban) mit einem guten irdischen Whiskey hinunterspült – es sind eben jene bekannten Fragen nach der verschwindend kleinen Größe der menschlichen Existenz, die sich wie ein Traktorstrahl durch die gesamte Star Trek-Saga ziehen und sich auch im jüngsten Abenteuer bald als Leitmotiv herausstellen:

Der wunde Punkt des Menschen ist die Menschlichkeit, doch diese macht ihn erst zu dem, was er ist. Oder, wie es das echsenartige Böse, das die Mannschaft der Enterprise nach einer missglückten Rettungsaktion zunächst in die Mangel und dann zur Geisel nimmt, formuliert: "Humanity is not your strength. It is your weakness." Star Trek Beyond bemüht sich, wie könnte es anders sein, zwei Stunden lang darum, das Gegenteil zu beweisen.

Der Charme eines auffrisierten alten Vehikels

Im Gegensatz zu George Lucas' engstirnigem Star Wars-Universum war die von Gene Roddenberry kreierte Star Trek-Saga stets die progressivere Unternehmung. Weniger Bombast, mehr Freiheit. Mehr Lust am Denken. Natürlich wartet da draußen nur eine weitere Erfahrung über einen selbst. Ein für das Genre altmodischer Gedanke, den Regisseur Justin Lin, der sich bisher mit einer anderen Filmserie namens Fast & Furious einen Namen machte, zwar nicht zu neuen Höhenflügen verleitet, der aber auch nicht durch das obligatorische Action-Spektakel und erhöhte Rechnerleistung verschüttgeht.

Star Trek Beyond hat den Charme eines auffrisierten alten Vehikels: Man weiß, was drinnen steckt und was man hat. (Michael Pekler, 20.7.2016)