Eine Ausstellung mit Karikaturen über den serbischen Premier Aleksander Vucic, mit der die Regierung Zensurvorwürfen entgegentreten will, sorgt in Belgrad derzeit für Aufregung. Vertreter von Journalistenverbänden sprachen von einem "Spott über Medien und den Zensurbegriff" sowie eines öffentlich präsentierten "Verzeichnisses von Gegnern".

Ausstellung kritischer Zeitungsberichte und Karikaturen über Premier Vucic

Unter dem Titel "Nicht zensurierte Lüge" zeigt die Ausstellung rund 2.500 kritische Zeitungsberichte und Karikaturen über den serbischen Premier. Veranstalter ist dessen Serbische Fortschrittspartei (SNS), die auf diese Art und Weise immer wieder erhobene Vorwürfe der Medienzensur entkräften will. In den kommenden Monaten soll "Nicht zensurierte Lüge" als Wanderausstellung durch das ganze Land ziehen.

Die serbischen Journalistenverbände sehen sich durch die Schau jedoch vielmehr provoziert. Es handle sich um "ein Verzeichnis von Gegnern", erklärte etwa der Leiter des Presseklubs NUNS, Vukasin Obradovic, am Mittwoch. Ljiljana Smajlovic vom zweiten serbischen Journalistenverband UNS monierte sogar "Spott an Medien und am Zensurbegriff". Smajlovic war erst kürzlich als Chefredakteurin der teilstaatlichen Tageszeitung "Politika" zurückgetreten, um gegen den Kurs der Geschäftsführung zu protestieren.

Milan Culibrk: "Auftrag der Medien, Behörden und Staat zu kritisieren"

Positiver äußerte sich hingegen der Chefredakteur der Zeitschrift "NIN", Milan Culibrk. Er sei stolz, dass sein Magazin in der Ausstellung vertreten sei, sagte er gegenüber der Tageszeitung "Danas": "Dies ist der Beweis, dass wir unsere Aufgabe erfüllen." Es sei Auftrag der Medien, den Behörden und dem Staat kritisch gegenüberzustehen.

Immer wieder haben serbische Medien zuletzt über Zensur und Selbstzensur – aus Angst vor Jobverlust – geklagt. So ist es etwa gängige Praxis, dass der Regierungschef Journalisten wegen all zu kritischer Fragen vor laufender Kamera rügt. Auch als die Regierungspartei SNS im April die Wahlen in der nordserbischen Provinz Vojvodina gewann und dort die Demokratische Partei ablöste, sah sich der dortige Regionalsender gezwungen, mehrere kritische Sendungen zu streichen.

Vor diesem Hintergrund werden bei vielen serbischen Journalisten Erinnerungen an die 1990er-Jahre wach, als Staatschef Slobodan Milosevic kritische Medienvertreter als "Verräter" und "fremde Söldner" bezeichnete. Damals wurde sogar ein serbischer Journalist im Stadtzentrum Belgrads erschossen. Der heutige Premier Vucic war damals Medienminister für die ultranationalistische Partei. (APA, 20.7.2016)