Egal ob Gummistiefel zum Spatenstich oder Kitten Heels zum Amtsantrittsbesuch bei der Queen – ihrem Schuhtick bleibt die neue britische Premierministerin Theresa May treu. Was Margaret Thatcher Schluppenbluse und Handtasche, sind May auffällige Schuhe. Bunte Ballerinas, Overknee-Stiefel aus Lackleder oder Kitten Heel im Leopardenmuster, ihr Schuhschrank ist den Briten mittlerweile vertraut.
Spätestens seit sie vor sechs Jahren das Amt der Innenministerin übernahm, sind Mays Outfits Tratschthema des britischen Boulevards. Höhepunkt der modischen Auseinandersetzung: Mays Einzug in die Downing Street 10. Ihn kommentierte die "Sun" mit einem Paar Schuhe: Die Kitten Heels mit Leo-Muster und den aufgesetzte Strasssteinen stöckelten auf dem Cover über die Köpfe von Boris Johnson und Kollegen hinweg.
Die Auseinandersetzung mit den Outfits der 59-jährigen Tory-Politikerin ist symptomatisch für den Umgang mit dem Äußeren weiblicher Spitzenpolitikerinnen. Politikerinnen-Auftritte werden von der Absatzhöhe bis zur Handtasche genüsslich seziert.
Während die deutsche Bundeskanzlerin an ihrem Hosenanzug in Pantonefarben festhält, scheint May ihre konservative Exzentrik, ihr unangestrengter Mix aus einem karierten Hosenanzug von Vivienne Westwood, einem Roland Mouret-Kleid und Schuhen von Russell & Bromley beim Volk Sympathien einzubringen: Sie sieht trotz ihrer offensichtlich ausgelebten Leidenschaft für Mode (die Frage, welches Luxusutensil sie auf eine einsame Insel mitnehme, beantwortete sie vor einiger Zeit mit einem "lebenslangen Abo der Vogue") nie zu modisch, nie zu perfekt, nie zu teuer gekleidet aus. May werden die Debatten um ihre Schuhe und Kleider nur dienlich sein. Sie lenken die Briten gerade von wesentlich wichtigeren Dingen ab. (red, 20.7.2016)