Niemand kann und will der türkischen Gemeinschaft in Österreich verweigern, hier für ihre Anliegen auf die Straße zu gehen. Auch dann nicht, wenn es sich dabei um eine Unterstützungskundgebung für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan handelt, der die Menschenrechte mit Füßen tritt und sein Land in Richtung einer Diktatur treibt.

Man nennt das bei uns Meinungsfreiheit, es gibt so etwas wie Versammlungsfreiheit und ein Demonstrationsrecht, in geordneten Bahnen. Den Erdoğan-Fans, die sich auf dem Heldenplatz, ausgerechnet, die Seele aus dem Leib schreien, sollte aber bewusst sein, dass sie hier Rechte in Anspruch nehmen, die es so in der Türkei nicht mehr gibt.

Die Politik und mit ihr viele Bürger haben zu Recht aber ein ganz ungutes Gefühl, wenn Ultranationalisten und religiöse Fanatiker Besitz von der Straße ergreifen und dort "Allahu Akbar" skandieren oder das Bekenntnis "Sag es, und wir töten, sag es, und wir sterben" ablegen. Das wollen wir – die Mehrheit – nicht, dafür haben wir kein Verständnis. Hier wird eine Grenze überschritten, das wollen wir nicht dulden. Das darf auch die Politik nicht dulden.

Diesen Fanatismus wollen wir bei uns nicht haben: Wir wollen keine türkischen Verhältnisse auf den Straßen. Das sollen auch die Erdoğan-Fans in Österreich wissen, das müssen sie akzeptieren. Sonst sollen sie zu Hause bleiben, wo auch immer das ist, in Ottakring oder Istanbul. (Michael Völker, 19.7.2016)