Potsdam – Mit einem "Tauziehen" vergleicht das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ) den Prozess, in dem Kontinente auseinanderbrechen. Eine in "Nature" veröffentlichte Studie berichtet, dass die Kontinente sich an den Bruchstellen zunächst langsam dehnen, sich dann aber bei Einsetzen des Zerreißens sehr schnell auseinander bewegen. Dabei kann die Geschwindigkeit bis zu 20-fach schneller sein als in der ersten, langsamen Dehnungsphase.

"Das Seil beginnt erst sehr langsam und unmerklich zu reißen, aber der Riss der letzten Seilfasern geht dann sehr plötzlich", sagt Studienhauptautor Sascha Brune vom GFZ. Zusammen mit Kollegen von der Universität Sydney hat er verschiedene Rift-Zonen untersucht und festgestellt, dass der Trennungsprozess stets in diesem Zwei-Phasenmodell ablief: "Am dramatischsten war das bei der Trennung von Nordamerika und Afrika", so Brune. "Vor 240 Millionen Jahren begann das Auseinanderdriften, zunächst ganz langsam mit nur einem Millimeter pro Jahr." Vor 200 Millionen Jahren dann beschleunigte sich dieser Prozess um das 20-fache.

Prägende Prozesse

Laut den Forschern setzt die Beschleunigung des Riftings – also des Trennungsprozesses von Landmassen – typischerweise etwa zehn Millionen Jahre vor dem eigentlichen Zerreißen der Kontinente ein. So sei es bei der Trennung von Australien und Antarktika, Nordamerika und Grönland, Afrika und Südamerika, im Nordatlantik oder im Südchinesischen Meer gewesen.

Deswegen seien die neu entstandenen Kontinentalränder entscheidend durch beide Geschwindigkeitsphasen geprägt: Zuerst entstanden bei langsamer Dehnung die Schelfregionen, die sich heute in Küstennähe unter dem Meeresspiegel befinden. Die weiter außen liegenden Teile des Kontinentalrandes wurden anschließend mit großen Verwerfungen und stärkerem Vulkanismus bei schneller Riftgeschwindigkeit gebildet und finden sich im küstenferneren, tiefen Ozean. (red, 24. 7. 2016)