Für einige Minuten sah es am Montag noch so aus, als wäre der Parteitag für die US-Republikaner doch nicht business as usual. Am Nachmittag initiierte eine Gruppe von Delegierten einen lautstarken Aufruf für einen "Roll Call", einen Prozess, der die Nominierung verzögert hätte. Donald Trump hätte das zwar nicht als Präsidentschaftskandidaten verhindert, aber der Dissens in der Partei wäre damit um einiges sichtbarer geworden. Die revoltierenden Delegierten wurden aber innerhalb weniger Minuten von "USA"-Chören übertönt.

Melania Trump schwärmte bei dem Parteitag der Republikaner von ihrem Mann.
Foto: Teresa Eder

Trump: "Wir werden das haushoch gewinnen"

Damit konnte der Abend, der unter dem Motto "Make America great again" stand, wie geplant seinen Lauf nehmen. Melania Trump, Donalds Ehefrau mit slowenischen Wurzeln, wurde als Hauptdarstellerin von Tag eins angekündigt. Sie sollte die "Grand Old Party" durch verbindende Worte versöhnen und war mit ihrer positiven Botschaft eine Ausnahme an diesem Abend. "The Donald" sei ein Mann, der nicht nur seine Familie, sondern auch sein Land über alles liebe. Damit erkläre sich auch sein Temperament und Einsatz. "Wenn ihr jemanden wollt, der für euch und euer Land kämpft, kann ich euch versichern, er ist euer Mann", erklärte Melania den Delegierten. Donald Trump selbst ließ es sich nicht nehmen, schon am ersten Tag der Convention die Bühne zu erklimmen, um seine Frau anzukündigen und eine Prognose abzugeben: "Wir werden das haushoch gewinnen!"

Der GOP-Convention in Cleveland verlief unruhiger als geplant.
Foto: Teresa Eder

Die Ersten, die sich in ihren Reden für Trump einsetzten, betonten wiederholt, dass sich die USA in einem schlechten Zustand befänden. Trump sei der Mann, der das Ruder herumreißen könne. Willie Robertson, ein Reality-TV-Darsteller, machte klar: "Donald Trump wird hinter dir stehen, wenn du ein Polizist bist, der sein Leben riskiert." Trump würde nicht immer das sagen, was man hören wolle, so Robertson, aber "er wird dir immer die Wahrheit erzählen, so wie er sie sieht".

Clinton als Angriffsziel Nummer eins

Vor den Vorhang gezerrt wurden gleich vier Mütter, deren Söhne getötet wurden – in Benghazi, in Afghanistan oder durch illegale Einwanderer aus Mexiko. "Ich rede seit 2012 über illegale Einwanderung, nie hat jemand zugehört. Bis Donald Trump kam", ließ Durden Shaw das Publikum wissen. Antonio Sabato, Model und Schauspieler, machte klar, dass er kein politischer Mensch sei, sein Glaube an Christus habe ihn aber dazu bewogen, auf dem Parteitag zu sprechen. Er selbst sei Immigrant und ursprünglich in Italien geboren, er habe allerdings keine Abkürzungen genommen, sondern den legalen Weg gewählt, um in die USA zu gelangen.

Hillary Clinton stand auf dem Parteitag der Republikaner im Zentrum der Kritik.
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Angriffsziel Nummer eins in der Quicken Loans Arena war "crooked Hillary", wie sie von fast jedem Redner bezeichnet wurde. "Eine Stimme für Hillary setzt das Leben unserer Kinder aufs Spiel", hieß es. Darryl Glenn, der sich um einen Sitz im Senat bewirbt, redete bezüglich Clinton nicht lange um den heißen Brei herum: "Wir sollten ihr eine E-Mail schicken mit der Nachricht, dass sie orange Gefängniskleidung verdient."

Trump – "ein Mann mit einem großen Herzen"

Den Angriff auf die US-Botschaft in Benghazi 2012 ließ man mit Videoeinspielungen und kritischen Beobachtern Revue passieren. Patt Smith, deren Sohn damals getötet wurde, klagte Hillary Clinton als Lügnerin an, die ihr persönlich niemals erklärt habe, was genau an jenem Tag passiert sei. Der ehemalige Bürgermeister von New York, Rudy Giuliani, holte ebenfalls zur Schelte aus, um zeitgleich die Ängste unter den Republikanern zu bedienen: Clinton würde syrische Flüchtlinge aufnehmen wollen in dem Wissen, dass so auch Terroristen eingeschleust würden.

Donald Trump ließ es sich nicht nehmen, bereits vor seiner offiziellen Nominierung am Donnerstag auf dem Parteitag der Republikaner zu sprechen.
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Trump könnte als der bisher fehlende "Agent of Change" agieren, sagte Giuliani in seiner Rede, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurde und in der er sich indirekt als Verteidigungsminister zu empfehlen versuchte. Schließlich enthüllte Giuliani auch noch, dass Trump immer als anonymer Spender geholfen habe, wenn New York eine Tragödie erlebt hatte: "Ich habe mein Versprechen ihm gegenüber, nichts darüber zu sagen, gebrochen. Aber es zeigt: Das ist ein Mann mit einem großen Herz." (Teresa Eder aus Cleveland, 19.7.2016)