Das Arbeitsumfeld hat nicht nur in der Privatwirtschaft, sondern auch im öffentlichen Dienst erheblich Einfluss darauf, ob und wie lang junge Eltern in Karenz gehen. Wie ein Beispiel aus einer aktuellen Anfragenserie zeigt: Frauen, die im Wirtschaftsministerium im Verwaltungsbereich "Wissenschaft und Forschung" arbeiten, gehen deutlich kürzer in Karenz als ihre Kolleginnen im Bereich "Wirtschaft".

Die einzelnen Minister sind also wie die Firmenchefs und Geschäftsführer in der Privatwirtschaft gut beraten, in ihren Ressorts regelmäßig zu hinterfragen, ob sie ihren Mitarbeitern ein familienfreundliches Umfeld anbieten. Die nun veröffentlichten Zahlen verdeutlichen aber auch, dass sich tradierte Verhaltensmuster nur sehr langsam ändern. Männer bringen sich zwar in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt ihrer Kinder stärker ein. In den Jahren danach bleibt die Kindererziehung aber oft Frauensache.

In der Privatwirtschaft wird von Männern häufig das Argument verwendet: Mein Einkommen ist höher, daher ist es besser, wenn meine Frau in Teilzeit geht. Für den öffentlichen Dienst fällt dieser Einwand weitgehend weg. Und trotzdem sind es die Frauen, die ihre Arbeitszeit reduzieren. Dort liegt es also nicht am finanziellen Nichtkönnen, sondern am fehlenden Wollen der Männer. Dies zu ändern ist schwieriger, als Gleichstellungsgesetze zu beschließen. (Günther Oswald, 18.7.2016)