Chicago – Das Amazonasgebiet gilt als eine der Regionen der Welt, in denen die Biodiversität die höchsten Werte erreicht. Was das bedeutet, haben US-Forscher mit einer Kalkulation zu veranschaulichen versucht: Laut ihrer in "Scientific Reports" veröffentlichten Berechnung werden noch 300 Jahre vergehen, bis die Wissenschaft die letzte noch unbekannte Baumart im Amazonasgebiet identifiziert hat.

Im Amazonasgebiet gibt es mehr unterschiedliche Baumarten als irgendwo sonst auf der Welt, berichten die Forscher um den Ökologen Nigel Pitman. In einer 2013 veröffentlichten Studie des gleichen Forscherteams war aus der Verteilung der bereits bekannten Spezies hochgerechnet worden, dass es insgesamt ungefähr 16.000 verschiedene Baumarten in der Region geben dürfte – häufige ebenso wie extrem seltene.

Noch viel zu entdecken

Seitdem haben sich die Forscher durch Museumsdepots bzw. bereits digitalisierte Bestände gewühlt und etwa eine halbe Million Baumproben, die zwischen 1707 und 2015 gesammelt worden waren, auf ihre Zugehörigkeit untergesucht. Daraus erstellten sie eine Liste von 11.676 Baumarten – eine Zahl, die sie als Bestätigung werten, dass sie mir ihrer Schätzung 2013 grundsätzlich richtig lagen.

Der Rest war einfach: Seit 1900 wurden im Amazonasgebiet zwischen 50 und 100 neue Baumarten pro Jahr identifiziert. Bleibt es bei dieser Rate, würde die letzte unbekannte Spezies also erst in etwa 300 Jahren erfasst werden. Vorausgesetzt natürlich, Abholzungen und Klimawandel haben von der "grünen Lunge der Erde" bis dahin noch etwas übriggelassen. (red, 19. 7. 2016)