Den großen neuen Plan muss man nicht suchen. Die Regierenden in Ankara sind mit ihrer Außenpolitik an die Wand gefahren. Jetzt setzen sie den Wagen eben zurück und versuchen, was sie früher meist versuchten: freundlich mit den Nachbarn zu sein und nicht in deren inneren Angelegenheiten mitzumischen. Vorbei ist es erst einmal mit panislamischer Weltrolle und "neuer Türkei", an der alle genesen sollen.

So läuft es demnächst bei der Normalisierung mit Ägypten, so war es im Fall von Israel und Russland in den letzten Wochen, und ungefähr so soll es mit dem Nachbarland Syrien gehen. Aber das wird sich ungleich schwieriger gestalten. Am Krieg in Syrien hat Ankara mitgearbeitet.

Vom Antreiber ist die Türkei des Staatschefs Tayyip Erdogan zum gelähmten Zuschauer geworden. Für ihre Machtträume zahlt sie jetzt. Die Türkei, mittlerweile autoritär regiert, ist selbst zum Ziel islamistischer Terroristen geworden. Tourismus und Exportwirtschaft sind arg ramponiert. Die Kurdenstädte im Südosten hat sie in Schutt und Asche gelegt, die Gewinne der syrischen Kurden auf der anderen Seite der Grenze aber nicht verhindern können. Knapp drei Millionen Flüchtlinge sind im Land.

Mit dem Angebot der Normalisierung an Damaskus gesteht die türkische Führung ihre Niederlage ein. Stabilität, nicht Regimesturz sieht sie nun als Priorität. Das soll den Terror besiegen und Syriens Kurden eindämmen helfen. (Markus Bernath, 14.7.2016)