Je älter Kinder werden, desto mehr Freiheiten in den Ferien möchten sie haben. Dazu gehört auch, etwas ohne Eltern oder Bezugsperson zu unternehmen.

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In den Sommerferien stehen viele Eltern und Bezugspersonen vor der Herausforderung, mit ihren Kindern gemeinsam die passenden Ferienaktivitäten zu finden, damit die Langweile nicht zu groß wird. An den Wochenenden ist dies auch als Familie möglich, aber unter der Woche sind Kinder und Jugendliche oft bei den Großeltern oder in irgendeiner Form der Ferienbetreuung untergebracht. Je älter die Kinder werden, desto mehr möchten sie ihre Ferienzeit jedoch selbstständig verbringen.

Marlene (10) etwa möchte unbedingt mit ihrer besten Freundin ins nahe gelegene Schwimmbad gehen. Helen, ihre Mutter, bietet an, sie wie in den vergangenen Jahren auch gemeinsam mit der kleineren Schwester Eva (7) zu begleiten. Doch das Mädchen möchte so gerne alleine dahinfahren. Beide Elternteile sind sich sehr unschlüssig, ob sie ihre ältere Tochter allein ins Schwimmbad gehen lassen sollen. Schließlich geben sie nach und erlauben Marlene diesen nachmittäglichen Ausflug.

Volker (8) ist ein guter Schwimmer. Seine Eltern und sein älterer Bruder Raffael (12) sind früher gerne am Sonntag zum nahe gelegenen See gefahren, um miteinander im kühlen Nass Spaß zu haben. Raffael darf alleine mit dem Fahrrad dorthin fahren und seine Freunde zum Schwimmen und Relaxen treffen. Volker möchte mit seinem Bruder mit, aber der will unter keinen Umständen den Jüngeren mitnehmen.

Mehr Spielraum und Freiheit

Tatsächlich ist es eine Gratwanderung, ab wann die elterliche Aufsicht verringert und dem Kind mehr Spielraum und Freiheit eingeräumt wird, sich als selbstständig und selbstwirksam zu erleben. Viele Eltern scheuen sich davor, ihr Kind ins nahe gelegene Freibad fahren zu lassen. Auch der Weg dorthin alleine zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist oftmals eine Hürde.

Bevor Eltern das erlauben, überlegen sie unweigerlich, ob das Kind gut genug schwimmen, den Weg dorthin schaffen kann und es mit der Umgebung vertraut ist. Wenn die Familie schon viele Ausflüge dahin gemacht hat, das Kind weiß, wie es alleine hinkommt und welche Umstände es dort vorfindet, kann es sich besser orientieren und fühlt sich dort bestimmt wohler und sicherer.

Eine Frage des Vertrauens und Zutrauens

Gleichzeitig ergibt sich hier aber auch die Frage, wie gut Eltern ihr Kind kennen, was sie ihrem Kind zutrauen und ob sie ihrer Tochter oder ihrem Sohn vertrauen. Schlussendlich ist es aber auch eine Frage dessen, ob die Eltern sich selbst zutrauen, ihr Kind diese Unternehmung erstmals alleine machen zu lassen, ohne vor lauter Angst tausend Tode zu sterben und ihr Kind durch die elterliche Angst in seiner Selbstständigkeit zu hindern.

Wenn sich das Kind den Weg selbstständig und den Aufenthalt im Schwimmbad ohne Eltern und Bezugspersonen zutraut, muss man überlegen, ob es schon der richtige Zeitpunkt ist, dies ausprobieren zu dürfen. Zu beachten ist, dass sich Kinder im Eifer der Neugierde auch manchmal überschätzen, gleichzeitig unterschätzen sie oftmals die Gefahren. Natürlich ist es prinzipiell die Aufgabe der Erwachsenen, sie davor zu beschützen. Dabei entsteht gleichzeitig die Frage, ob es möglich ist, sein Kind vor allem zu beschützen und ob dies nicht auch dazu führt, dass es dem Kind unmöglich gemacht wird, eigene Erfahrungen zu sammeln.

Kompromisse suchen

Wie immer sollte man auch hier das Kind langsam an die heiß ersehnte aber doch ungewohnte Situation heranführen. Möglicherweise finden sich andere Lösungen, mit denen alle Beteiligten zufrieden sind. Es wäre zum Beispiel ein Kompromiss, dass ein Elternteil mitfährt und sich von den Kindern weit weg einen Lagerplatz sucht. So haben die Kinder das Gefühl alleine zu sein. Sollte es doch etwas geben, mit dem sie nicht alleine fertig werden, dann können sie jederzeit um Hilfe bitten. Vielleicht kann es auch eine Übergangslösung sein, die Kinder mit einem Babysitter ins Bad zu schicken anstatt selbst mitzugehen. Ein weiterer Vorschlag ist, dass das Kind alleine ins Bad geht und eine vertraute Bezugsperson später nachkommt.

Prinzipiell müssen Eltern und Kinder abhängig von den Lebensumständen gemeinsam entscheiden welche Kompromisse für solche Situationen möglich sind. Ein öffentliches Bad mit Bademeister bietet meist sowohl mehr Sicherheit für das Kind, das alleine dort ist, als auch für die Eltern, die ebenfalls erst lernen müssen, damit zurecht zu kommen, dass das Kind etwas ohne Eltern unternehmen möchte.

Ihre Erfahrungen?

Ab welchem Alter dürfen Ihre Kinder alleine schwimmen gehen? Welche Kompromisse haben Sie gefunden? Posten Sie Ihre Erfahrungen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 15.7.2016)