In der Volksschule wird Verkehrserziehung großgeschrieben. In Kooperation mit der Polizei werden Schulungen durchgeführt, die Kinder lernen, wie sie sich auf der Straße zu verhalten haben. Selbstverständlichkeiten, etwa dass man bei Rot nicht über die Straße geht und vor dem Queren nach links und rechts blickt, sind Teil davon. Eine Grundregel – so sollte man meinen – ist es auch, Bahngleise nicht zu queren, wenn die Schranken unten sind.

Vier Lehrerinnen und sieben Begleitpersonen aus Wien hielten sich kürzlich bei einem Schulausflug in Niederösterreich allerdings nicht daran. Weil sie den Zug nicht verpassen wollten, wurde diese Regel missachtet. Wie gefährlich das Verhalten war, zeigte der Regionalzug, der vorbeibrauste, kurz nachdem die Gruppe die Gleise gequert hatte. Von der Vorbildwirkung gar nicht erst zu sprechen. Den 83 Schülern wurde das vorgelebt, was sie selbst niemals machen sollten. Erst im Juni gab das Kuratorium für Verkehrssicherheit bekannt, dass im Vorjahr 21 Menschen bei Unfällen an Eisenbahnkreuzungen getötet worden waren.

Die Konsequenz des Wiener Stadtschulrats mag hart wirken: Drei Lehrerinnen werden entlassen, der vierten Pädagogin steht ein Disziplinarverfahren bevor. Die Schulbehörde wollte damit wohl ein Exempel statuieren. In die Verantwortung zu nehmen sind jedoch auch die beim Ausflug anwesenden Eltern. Auch gegen sie wird nun wegen des Verdachts der fahrlässigen Gemeingefährdung ermittelt. (Rosa Winkler-Hermaden, 11.7.2016)