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In der Arte-Dokumentation "Hillary hautnah" verleihen Karl Zero und Daisy d'Errata der US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton eine neue Stimme.

© AP Photo/Cliff Owen

Wien – "Egal, was dieser Mann mich gekostet hat, ich liebe ihn noch immer – obwohl er ein Klotz am Bein ist. Schaut euch diesen Dummkopf an." Natürlich hat Hillary Clinton diese Worte nie gesagt. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit, vermutlich nicht einmal privat. Ja, nicht einmal der Gedanke mag ihr gekommen sein, dass ihr Gatte eine Lachnummer, die Ehe eine Fehlinvestition war, wie es jetzt in der TV-Dokumentation Hillary hautnah am Dienstag um 20.15 Uhr auf Arte rüberkommt. Aber die Möglichkeit besteht.

Genau diese Möglichkeit nehmen sich Karl Zero und Daisy d'Errata vor und entwerfen ein satirisches Porträt der US-Präsidentschaftskandidatin, das Off-Kommentare und Interviewausschnitte miteinander arrangiert, was in seiner Überhöhung zu einem nicht immer schmeichelhaften, doch zumindest originellen Ergebnis führt. Aufstieg und Rückfälle der Rechtsanwältin, First Lady, Senatorin, Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin kommentiert diese Stimme süffisant ebenso wie das Verhältnis zu Journalisten ("Diese kleinen Ratten") und feministische Selbstversprechen ("Ich muss meinen Panzer ablegen und mich in meiner wahren Gestalt zeigen – als Frau, auch wenn ich kalt, berechnend, zynisch und manchmal auch kriegerisch bin. Das wird der Schlüssel zum Erfolg sein"). Am Ende formt sich das Bild einer zum Sieg entschlossenen Frau, die viele Gesichter hat – und einen experimentierfreudigen Friseur.

Nach dem Porträt spielt Arte ab 21 bis 4 Uhr Dokus über die neue Macht der Latinos, die Ermordung John F. Kennedys, den zivilen Ungehorsam des Harvard-Professors Lawrence Lessig, New Yorks Web- und Kunstszene, Richard Nixon und den Yellowstone-Nationalpark im Winter. (Doris Priesching, 12.7.2016)