Bild nicht mehr verfügbar.

Zehntausende Menschen nahmen an der Beerdigung des Rebellenführers Burhan Muzaffar Wani teil. Danach kam es zu heftigen Ausschreitungen, die mindestens 23 Tote forderten.

Foto: AP Photo/Dar Yasin

Bei der Beerdigung in Tral rund 40 Kilometer südöstlich von Srinagar waren indische Sicherheitskräfte zwar nicht präsent, in Srinagar selbst aber gerieten propakistanische Demonstranten und indische Polizisten aneinander.

Foto: APA/AFP/TAUSEEF MUSTAFA

Srinagar – Nach dem Tod eines islamistischen Rebellenführers sind bei heftigen Ausschreitungen im indischen Teil Kaschmirs mindestens 23 Menschen getötet worden. Mehr als 400 Menschen wurden nach Angaben lokaler Krankenhäuser verletzt, nachdem indische Behörden am Samstag gegen aufgebrachte Menschenmengen einschritten, die Polizeiwachen und Militäreinrichtungen angriffen. Ein Polizist ertrank in seinem Dienstwagen, der von Demonstranten in einen Fluss geschoben worden war. Indien hat über den indischen Teil Kaschmirs am Sonntag ein flächendeckendes Ausgehverbot verhängt, eine Hindu-Pilgerfahrt wurde abgesagt.

In dem Gebiet stehen sich die indische Armee und die mehrheitlich muslimische Bevölkerung sowie separatistisch-terroristische Gruppen gegenüber, die für Unabhängigkeit beziehungsweise die Eingliederung Kaschmirs in Pakistan kämpfen. Seit Beginn der 1980er-Jahre wurden bei Unruhen und Kämpfen bereits 44.000 Menschen getötet. Sowohl Indien als auch Pakistan beanspruchen Kaschmir für sich.

Rebellenführer getötet

Auslöser der jüngsten Unruhen war die Tötung des Rebellenführers Burhan Muzaffar Wani und zweier Kampfgefährten am Freitag durch indische Soldaten gewesen. Wani war einer der Anführer der islamistischen Hizbul Mujahideen (Partei der Heiligen Krieger), die unter anderem von der EU als Terrororganisation eingestuft wird.

Der erst 22 Jahre alte Wani hatte sich den Rebellen bereits mit 15 angeschlossen und war in ihren Reihen schnell aufgestiegen. In einem Video hatte er laut einem Bericht von "India Today" seine Anhänger dazu aufgerufen, Polizisten anzugreifen.

Rund 20.0000 Menschen nahmen an der Beerdigung Wanis am Samstag in seiner Heimatstadt Tral teil. Indische Sicherheitskräfte waren dort nicht präsent, um eine Konfrontation mit der aufgebrachten Menschenmenge zu vermeiden, wie es hieß. Danach kam es jedoch zu den Ausschreitungen und Angriffen auf Polizeistationen, mehrere Gebäude gingen in Flammen auf.

Sharif: Einsätze rechtswidrig

Pakistans Premierminister Nawaz Sharif hat die darauffolgenden indischen Polizeieinsätze als "rechtswidrig" verurteilt. Die "übermäßige Gewalt" gegen protestierende Zivilisten sei beklagenswert, sagte Sharif in der Nacht auf Montag. Er kritisierte auch die Inhaftierung von Wortführern der Kaschmir-Rebellen. Die Regionalregierung gab bekannt, sie werde Vorwürfe von exzessiver Polizeigewalt gegen unbewaffnete Demonstranten prüfen.

Die seit Jahrzehnten brodelnde Gewalt in Kaschmir hat in jüngster Zeit wieder zugenommen. Im Juni wurden mindestens zehn Rebellen bei Feuergefechten getötet. Die Aufständischen kämpfen für die Abspaltung Kaschmirs von Indien. Indien wirft Pakistan vor, sie materiell und ideell zu unterstützen. Pakistan weist das zurück und preist die Aufständischen als Freiheitskämpfer. (red, 11.7.2016)