Durchblick vom grünen in den gelben Salon der Prunkräume des Palais Schönborn Batthyány mit Werken Ueckers: "Zersplitterung, Knotungen" (1982), "Uecker-Spirale" (1989, beide Slg. Lenz-Schönberg) und "Riss 3" (2000, rechts).

Foto: W&K, Wien

Das Jahr 2010 bescherte den Künstlern der Gruppe Zero (1958 bis 1966) sowohl in der monetären Bewertung als auch in der internationalen Wahrnehmung eine Zäsur. Damals offerierte Sotheby's in London 48 Werke der Düsseldorfer Gruppierung aus der Sammlung Lenz Schönberg, die zu diesem Zeitpunkt bereits auf 600 Bilder angewachsen war.

Um die Erben nicht mit der Pflege der Kollektion zu belasten, hatte sich das deutsche Ehepaar Anna und Gerhard Lenz entschlossen, diese kleine Tranche zum Erhalt des verbleibenden Bestandes zu opfern. Die internationale Klientel war von diesen Dokumenten, die wichtige Strömungen der europäischen Nachkriegskunst wie den Neuen Realismus und die Arte Povera vereinte, überaus angetan.

Oder um es in konkreten Zahlen zu benennen: Statt der vorsichtig taxierten zwölf Millionen Pfund summierten sich die Verkäufe auf 23,2 Millionen (26,4 Mio. Euro). Die Auktion sollte die jüngere Chronik des Kunstmarktes in ein Davor und Danach teilen. Die internationale Nachfrage stieg und mit ihr die Preisentwicklung, auch für Werke Günther Ueckers.

Luft nach oben

Zuvor lagen die auf dem Sekundärmarkt erzielbaren Höchstwerte in einer Größenordnung von 300.000 bis 400.000 Euro, danach beim Doppelten. 2014 brachte dem 1930 in Pommern geborenen Deutschen einen weiteren historischen Moment. Erstmals überstieg ein Auktionsergebnis die magische Millionen-Grenze: 1,05 Millionen netto (exkl. Aufgeld) bewilligte ein Käufer bei Ketterer Kunst (München) für Hommage à Fontana I (1962).

Derzeit liegt der Auktionsweltrekord bei 1,5 Millionen netto, die man ebendort im Juni 2015 für Hommage à Paul Scheerbart (Scheerbartwesen) erzielte. Dabei gibt es noch Luft nach oben, schürte die erste Retrospektive in den Vereinigten Staaten im Guggenheim Museum (New York, Zero – Countdown to Tomorrow, Okt. 2014 bis Jän. 2015) doch neue Begehrlichkeiten. Uecker tangieren Werte nur am Rande, bei seiner Arbeit denke er nicht daran, wie er in einem Interview mit dem Handelsblatt betonte. Für Höchstpreise auf dem internationalen Markt hat er eine simple Erklärung: "Es wird weniger Kunst gemacht, als täglich Geld gedruckt", weshalb die Leute so viel für Kunst zu zahlen bereit seien.

Fotografische Dokumente

Während Ende vergangener Woche unter medialem Getöse in Schwerin und Rostock Uecker-Ausstellungen eröffnet wurden, gibt der für seine Nagelwerke berühmte Künstler seit Ende Mai ein stilleres, nicht minder beachtenswertes Gastspiel in Wien. Erstmals seit 1992 übrigens, als das Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig dem Documenta- (1964, 1968, 1977) und Biennale-Teilnehmer (1970, 1972) eine Ausstellung widmete. Ende Mai hielt das an Materialien und Medien vielseitige Uecker-Universum Einzug im Palais Schönborn-Batthyány. Dort haben das Kunsthändlerduos Lui Wienerroither und Ebi Kohlbacher zusätzlich zu ihrer Galerie (1010 Wien, Strauchgasse) seit kurzem eine Dependance in den Prunkräumen, die nun unverkäufliche Leihgaben aus der Sammlung Lenz Schönberg und Verkäufliches aus Privatbesitz zieren.

austrianfineart

Die Bandbreite reicht von Prägedrucken von 1965 (6000 bis 25.000 Euro) über Nagel- (u. a. Verletzungen, 180.000 Euro) und Aschebildern (Aschfeld, 650.000) aus den 1980ern bis zu Arbeiten jüngerer Zeit, wie Riss 3 (850.000) oder Dialog von 2002 (700.000). Ergänzt wird diese retrospektive Auswahl um zeithistorische Fotografien (je zehn Abzüge, pro Exemplar 800 Euro) von Anna Lenz, die Uecker über die Jahre zu Ausstellungseröffnungen begleitete. (Olga Kronsteiner, 9.7.2016)