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Weil sie den Zug erreichen wollten, lotsten die Lehrer die Kinder über die Schienen.

Foto: dapd/Ronald Zak

Leobendorf – Im Fall von mutmaßlich fahrlässiger Gemeingefährdung von 83 Volksschülern in Niederösterreich sind bis Donnerstagnachmittag vier Lehrerinnen und eine Begleitperson befragt worden. Sie hätten den Vorfall im Wesentlichen bestätigt, teilte Polizeisprecherin Manuela Weinkirn auf Anfrage mit. Die Einvernahmen von sechs weiteren Begleitpersonen stünden noch aus. Alle Beteiligten erwarten Anzeigen.

Den Erhebungen zufolge waren am Dienstag vergangener Woche (28. Juni) 83 Kinder der ersten bis vierten Schulstufe (je eine Klasse) einer Wiener Volksschule auf dem Bahnhof in Leobendorf (Bezirk Korneuburg) bei geschlossenen Schranken über die Gleise gelotst worden, um einen Zug zu erreichen. Laut Zeugenaussagen passierte nur wenige Sekunden später ein Regionalzug den Bahnhof, ohne anzuhalten.

Weinkirn zufolge habe die Argumentation gelautet, man sei spät dran gewesen und habe den Zug nach Wien mit den Sechs- bis Zehnjährigen noch erreichen wollen – was auch gelang. Nach Abschluss der Erhebungen werde Anzeige an die Staatsanwaltschaft Korneuburg erstattet, sagte die Polizeisprecherin am Donnerstagnachmittag. Es gehe um den Verdacht der fahrlässigen Gemeingefährdung.

In die Causa hat sich inzwischen auch die Volksanwaltschaft eingeschaltet. Es werde ein amtswegiges Prüfverfahren eingeleitet, teilte Volksanwalt Peter Fichtenbauer am Donnerstag mit. "Das Lehr-und Begleitpersonal hat für die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler zu sorgen, hier dürfte das Gegenteil der Fall gewesen sein", zeigte er sich in einer Aussendung besorgt.

Lehrkräfte hätten nicht nur Wissen zu vermitteln. Sie sollten zudem Vorbilder für Kinder sein und korrekte Handlungsweisen vorleben, betonte Fichtenbauer. "Das richtige Verhalten im Straßenverkehr ist schon in der Volksschule ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts, der durch solch unüberlegte Aktionen konterkariert wird." (APA, 7.7.2016)