Extrem anpassungsfähig: Helicobacter pylori

Foto: Yutaka Tsutsumi

Hannover – Bis zu 80 Prozent der Bevölkerung tragen den Helicobacter-pylori-Keim in sich. Etwa 40 Prozent sind chronisch infiziert. Das Bakterium kann unter anderem Magengeschwüre verursachen und ist für den größten Teil der Magenkrebserkrankungen verantwortlich. In einer kürzlich veröffentlichten Studie konnte gezeigt werden, dass Patienten mit einer Helicobacter pylori-Infektion, die sich behandeln ließen, ein signifikant geringeres Magenkrebsrisiko aufzuweisen hatten als unbehandelte Betroffene.

Die Besonderheit von Helicobacter pylori: Der Keim kann sich an den einzelnen Menschen genau anpassen, indem es im Laufe der Infektion seine Gene variiert. Nun haben Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) den Grund für diese große Anpassungsfähigkeit herausgefunden.

Kein Impfstoff in Sicht

Bereits bekannt war, dass zwei verschiedene Helicobacter pylori-Bakterien DNA-Fragmente austauschen, wenn sie im Magen aufeinander treffen. Die Forscher konnten nun zeigen, dass die große Individualität auf zwei Aufnahmemechanismen beruht, die zur Integration von Fragmenten unterschiedlicher Längen führen. "Die Aufnahme ganz kurzer Gen-Schnipsel, die weniger als 50 Basenpaare lang sind, ermöglicht den Bakterien eine extrem hohe Variabilität innerhalb der Gene. Die Aufnahme längerer, im Durchschnitt 1.600 Basenpaare umfassende, DNA-Stücke sorgt für Konstanz und die Möglichkeit, ganze Gene auszutauschen. Der Effekt des Erbgut-Austausches ähnelt sogar dem, der bei sexuell reproduzierenden Organismen stattfindet", erläutert Studienleiter Sebastian Suerbaum.

Was die Wissenschafter noch entdeckten: Helicobacter pylori besitzt viele sogenannte Restriktionsenzyme, die eindringende fremde DNA zerschneiden. Doch die aufgenommenen Stücke von DNA anderer Helicobacter pylori-Bakterien werden unabhängig von diesen Enzymen in das Erbgut integriert. Das Problem dieser großen genetischen Variabilität: Die Entwicklung eines Impfstoffs ist noch nicht absehbar. (red, 7.7.2016)