Zu Gast bei der nächsten Ausgabe von Literatur im Nebel: Swetlana Alexijewitsch.

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Heidenreichstein – Seit zehn Jahren feiert Heidenreichstein im nördlichen Waldviertel bei "Literatur im Nebel" (LiN) allherbstlich ein hochkarätig besetztes Fest der Literatur. Nach Weltstars wie Salman Rushdie, Ljudmila Ulitzkaja, Louis Begley, Amos Oz, Margaret Atwood oder zuletzt Christoph Hein wird in der elften Ausgabe erstmals eine Literaturnobelpreisträgerin Ehrengast sein: Swetlana Alexijewitsch, die, so begründete das Nobelpreiskomitee im Vorjahr seine Entscheidung, "dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal gesetzt hat".

Die 68-jährige Weißrussin selbst hat ihre Erzählweise – eine Mischung aus zeugenbefragender Reportage und literarischem Schreiben – einmal als "Roman in Stimmen" und "eine größtmögliche Annäherung an das wahre Leben" bezeichnet.

Hauptthemen ihrer in mehr als 30 Sprachen übersetzten Werke sind seit ihrem Erstling "Der Krieg hat kein weibliches Gesicht" (1983) Tod und Leid, aber auch die Sehnsucht nach Verständigung und Frieden. In "Zinkjungen" befasste sie sich mit den Folgen des Afghanistan-Kriegs; in "Tschernobyl" mit jenen der Atomkatastrophe im Jahr 1986. Und in "Secondhand-Zeit" spürte sie den bitteren Folgen der Sowjetherrschaft nach. Wegen "Beschmutzung der vaterländischen Ehre" waren ihre Bücher in ihrer Heimat lange Zeit verboten, heute noch klagt sie: "Ich darf nirgendwo auftreten."

Dass sie in Heidenreichstein nicht im Herbst 2016, sondern erst am 17. und 18. März 2017 auftritt, hat mit der (jahres-)zeitlichen Neuausrichtung des Literaturfestes zu tun. Vielleicht hängt die künftige Verlegung in den Frühling ja auch damit zusammen, dass sich der dem Festival namengebende Nebel im Herbst oft partout nicht einstellen wollte und die Frühjahrsnebel verlässlicher sind. Ganz gewiss hat die Verschiebung mit der neuen Funktion von LiN-Dramaturgin Bettina Hering zu tun: Hering wird ab 2017 Schauspielchefin der Salzburger Festspiele und hat daher während des Sommers keine Zeit, sich in die Literatur der Ehrengäste zu vertiefen. (asch, 7.7.2016)