Alois Stöger bei Armin Wolf in der "ZiB 2".

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Wird die aktuelle Politelite in die Geschichte dieses Landes eingehen; könnte der eine oder andere gar zum Mosaiksteinchen der globalen Historie werden? Gelehrte werden es klären. Inzwischen bleibt als Zeitvertreib die Suche nach bleibenden Wortkreationen.

Ist ein Werner Faymann wohl bald vergessen, darf sich dessen einstiger Verteidigungsminister Gerald Klug – durch die Begrifflichkeit "situationselastisch" – als unsterblicher Teil der Alltagssprache wähnen.

Schnell war Kanzler Christian Kern. Er wird schon durch die Diagnose der "Zukunftsvergessenheit" seines Vorgängers unvergessen bleiben.

Aber Kern ist nicht der einzige Redevirtuose. In seinem Umfeld waltet mit Alois Stöger ein Formulierungskünstler, dessen Sprache zur Phrasentreue und -wiederholung neigt und das Zeug hat, Alfred Gusenbauers "Am Ende des Tages" in Pension zu schicken. Einen John F. Kennedy ("Ich bin ein Berliner") oder Walter Meischberger ("Wo woar mei Leistung?") wird Stöger nicht übertrumpfen. Wie der Sozialminister in der ZiB 2 jeden Satz mit "Es geht darum ..." begann, weist aber auf entstehenden Ruhm eines talentierten Sachpolitikers hin. Es fehlt zur Legende nur noch eine gewisse Pointenwürze.

Bei Stöger folgt auf die drei Worte ja zu oft ein Wortnebel, von dem schwer zu sagen ist, ob ihm Absicht innewohnt oder ob er die Folge eines Sprachroulettes darstellt, dem Stöger ausgeliefert ist. Vielleicht nimmt sich Stöger schlau den ehemaligen Chef der US-Notenbank Alan Greenspan zum Vorbild ("Wenn Sie das Gefühl haben, mich verstanden zu haben, muss ich mich unklar ausgedrückt haben"). Vielleicht nicht. Es wäre jedenfalls der Legendenbildung abträglich. (Ljubisa Tosic, 6.7.2016)