Jan Hirt hatte auf der Königsetappe "fantastische Beine".

Foto: APA/EXPA/JFK

Der Tscheche ist nun Favorit auf den Gesamtsieg.

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Fusch an der Glocknerstraße – Der Tscheche Jan Hirt hat sich am Mittwoch in die Poleposition für den Gesamtsieg der Österreich-Rundfahrt gehievt. Der 25-jährige Gesamt-Dritte von 2015 gewann die Königsetappe von Rottenmann über 182 km zur Bergankunft bei der Edelweißspitze am Großglockner (2.554 m) und übernahm damit auch die Gesamtführung vom Steirer Markus Eibegger. Bester ÖRV-Fahrer war Hermann Pernsteiner als Siebenter.

Mountainbiker Pernsteiner ließ gleich bei seiner ersten Ö-Tour-Teilnahme die arrivierten heimischen Fahrer hinter sich. Im Juni hatte er bei der Slowenien-Rundfahrt sein erstes Etappenrennen bestritten, vor einer Woche war er noch Zwölfter der Mountainbike-Marathon-WM gewesen. Nach insgesamt 3.957 Höhenmetern der Klettertour zu Österreichs höchstem Berg hatte der 25-jährige Niederösterreicher 1:47 Minuten Rückstand. In der Gesamtwertung ist Pernsteiner (Amplatz Langenlois) nun sogar Sechster, 2:06 Minuten hinter Hirt.

"Traumtag" für einen Mountainbiker

Pernsteiner, der aus der Buckligen Welt im Süden Niederösterreichs stammt, überraschte sich auch selbst. "Für das dritte internationale Rennen war das sehr gut. Ich hätte nie damit gerechnet. Aber ich weiß, dass meine Form sehr gut ist. Auf den letzten Kilometern konnte ich nicht mehr mit den Attacken mitgehen. Um nicht zu explodieren, beschloss ich, mein eigenes Tempo zu fahren", meinte Pernsteiner. "Das ist ein Traumtag für mein Team und mich."

Clemens Fankhauser und Eibegger konnten rund drei Kilometer vor dem Ziel das Tempo nicht mehr halten und büßten als 14. bzw. 16. mehr als dreieinhalb Minuten ein. Der Tiroler und der Steirer sind keine Spezialisten für lange, harte Anstiege und hatten sich schon im Vorfeld eher gute Etappenplatzierungen zum Ziel gesetzt. Eibegger hatte am Dienstag auf dem Sonntagberg seinen ersten Etappensieg in der Heimat als Zweiter um zehn Sekunden verpasst. Er fiel vom ersten auf den neunten Platz (+3:42) zurück, Fankhauser ist Elfter (+3:58).

Hirt hatte im Vorjahr nach dem zweiten Platz auf dem Dobratsch zwei Tage lang die Führung innegehabt, ehe er sie auf dem Kitzbüheler Horn an den späteren Gesamtsieger Victor de la Parte verlor. Beide sind nun Teamkollegen bei CCC, doch der Spanier sagte die Teilnahme in Österreich kurzfristig ab. Hirt nützte die Rolle der Nummer 1 zu einem eindrucksvollen Erfolg.

Hirt hat noch viel vor

Er hatte sich auf dem Fuschertörl auch den inoffiziellen Titel des Glocknerkönigs gesichert. Auch da war der Spanier David Belda (Team Roth) schon Zweiter gewesen, im Ziel hatte der 33-Jährige 43 Sekunden Rückstand. "Ich hatte fantastische Beine, und mein Team hat mich perfekt unterstützt", freute sich Hirt. "Jetzt will ich das Gelbe Trikot nach Wien bringen. Der Dobratsch liegt mir." Neuer Gesamt-Zweiter ist der Franzose Guillaume Martin aus dem Wanty-Team mit 1:17 Minuten Rückstand.

Der Wiener Matthias Krizek (Team Roth) hatte den rund 13 km langen Schlussanstieg von der Mautstelle Ferleiten mit einer fünfköpfigen Spitzengruppe rund drei Minuten vor den Favoriten in Angriff genommen. Doch die Ausreißer wurden der Reihe nach überholt, Ex-Staatsmeister Krizek büßte schließlich noch rund 13 Minuten ein.

Auf der 5. Etappe folgt auf der Villacher Alpenstraße am Dobratsch (1.733 m) die dritte Bergankunft in Serie. (APA, 6.7.2016)

Ergebnisse vom Mittwoch:

4. Etappe: Rottenmann – Edelweißspitze/182 km/Bergankunft 2.554 m): 1. Jan Hirt (CZE) CCC 5:17:23 Std. – 2. David Belda (ESP) 0:43 Min. zurück – 3. Guillaume Martin (FRA) Wanty 1:18 – 4. Patrick Schelling (SUI) Team Vorarlberg 1:20 – 5. Delio Fernandez (ESP) Delko Marseille, gleiche Zeit – 6. Stephane Rossetto (FRA) Cofidis 1:34 – 7. Hermann Pernsteiner (AUT) Amplatz Langenlois 1:47 – 8. Bachtiar Koschatajew (KAZ) Astana 2:42 – 9. Remy di Gregorio (FRA) Delko 2:46 – 10. Marco Minnaard (NED) Wanty, gleiche Zeit. Weiter: 14. Clemens Fankhauser (AUT) Tirol Cycling 3:41 – 16. Markus Eibegger (AUT) Felbermayr Wels 3:56 – 34. Sebastian Schönberger (AUT) Tirol 8:38 – 35. Stephan Rabitsch (AUT) Felbermayr Wels 10:08 – 40. Matthias Krizek (AUT) Roth 13:05. Aufgegeben u.a.: Pieter Weening (NED) nach Sturz

Gesamtwertung: 1. Hirt 19:07:35 Std. – 2. Martin +1:17 Min. – 3. Schelling 1:29 – 4. Fernandez 1:33 – 5 Rossetto 1:49 – 6. Pernsteiner 2:06 – 7. Brendan Canty (AUS) Drapac 3:23 – 8. Koschatajew 3:31 – 9. Eibegger 3:42 – 10. Minnaard 3:53 – 11. Fankhauser 3:58. Weiter: 29. Schönberger 9:43 – 31. Rabitsch 10:24 – 38. Krizek 15:03 – 39. Dominik Hrinkow (AUT) Hrinkow Steyr 16:11

Die "Glocknerkönige" der Österreich-Rundfahrt seit 1996:

1996 Tour ohne Glockner – 1997 Frank Vandenbroucke (BEL) – 1998 Boris Premuzic (SLO) – 1999 Tour ohne Glockner – 2000 (zwei Mal Glockner) Daniele Nardello (ITA) und Maurizio Vandelli (ITA) – 2001 Ivan Basso (ITA) – 2002 und 2003 Tour ohne Glockner – 2004 Tomas Konecny (CZE) – 2005 Juan Miguel Mercado (ESP) – 2006 Bernhard Kohl (AUT) – 2007 Christian Pfannberger (AUT) – 2008 Gerrit Glomser (AUT) – 2009 Koos Moerenhout (NED) – 2010 Riccardo Ricco (ITA) – 2011 Alexandre Geniez (FRA) – 2012 Jakob Fuglsang (DEN) – 2013 Mathias Frank (SUI) – 2014 Gregor Mühlberger (AUT) – 2015 Felix Großschartner (AUT) – 2016 Jan Hirt (CZE)