Bozen – Eine eingeschleppte Spezies dadurch bekämpfen, dass man ihren natürlichen Feind aus der alten Heimat importiert, ist eine heikle Angelegenheit: Es gibt keine Garantie, dass sich das Räuber-Beute-Verhältnis auch in der neuen Umgebung so entfaltet wie in der Ursprungsregion. Und im schlimmsten Fall könnte man es anschließend sogar mit zwei Bioinvasoren zu tun haben, die beide den einheimischen Arten schaden.

Im Fall der lästigen Japanischen Esskastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus) und des sie befallenden Parasiten Torymus sinensis ist die erste Zwischenbilanz eines Projekts in Südtirol vorsichtig positiv. Die Gallwespe wurde erstmals in Südtirol 2008 bei Terlan registriert. In den darauffolgenden Jahren hat sie das gesamte Verbreitungsgebiet von Esskastanien befallen. Die Larvenentwicklung führt zu Anomalien im Pflanzenwachstum, es bilden sich sogenannte Gallen an Trieben und Blättern. Bei starkem Befall kann die Vitalität eines Baums stark beeinträchtigt werden.

Auftritt des Parasiten

In Asien ist Torymus sinensis – so wie die Wespe selbst ein Hautflügler – ihr natürlicher Feind. Die Weibchen dieser parasitären Fluginsekten legen ihre Eier in die frisch gebildeten neuen Frühjahrs-Gallen oder neben den Gallwespenlarven ab. Diese dienen dann als Nahrung für die Torymus-Larven. In Japan werden die Parasiten gezielt gegen die Wespe eingesetzt. Das versucht man nun auch in Südtirol, wo die Tiere zwischen 2010 und 2014 gezielt ausgesetzt wurden.

Die bisherige Erfolsbilanz ist gemischt: Im Eisacktal etwa habe der Parasitisierungsgrad Werte über 70 Prozent und sogar 100 Prozent erreicht, erklärte der stellvertretende Direktor des Landesamtes für Forstverwaltung, Stefano Minerbi. Somit seien dort kaum mehr Gallen der Esskastanien-Gallwespe vorzufinden – ähnlich in Mühlbach, auf der Tschötscher Heide, am Ritten oder in Jenesien. Im Etschtal hingegen und im Vinschgau seien bei der jüngsten Kontrolluntersuchung noch Gallwespen an Kastanienbäumen gesichtet worden.

Die Experten hoffen darauf, dass sich in Zukunft ein Gleichgewicht zwischen den beiden Populationen einpendeln wird. Witterungsbedingte Faktoren könnten dieses allerdings stören. (red, APA, 6. 7. 2016)