APA/AFP/UEFA/HANDOUT

Joachim Löw ist wohl unverdächtig – unverdächtig der absichtlich öffentlich zelebrierten Schweinigelei und auch unverdächtig der Verbreitung rechten Gedankenguts. Daran kann weder ein Griff des deutschen Bundestrainers in die Hose noch ein Griff des Deutschen Fußball-Bundes ins, nun ja, Braune etwas ändern.

An Hosengate hat sich die Öffentlichkeit abgearbeitet, jetzt geht es um Leiberlgate, um ein T-Shirt, das Löw in Frankreich trug. Aufschrift: WIR FÜR EUCH IHR FÜR UNS. Gezeigt am Twitteraccount von "la Mannschaft", Pardon: der deutschen Nationalmannschaft.

Die Fan-Botschaft schrie in dieser Form während des Zweiten Weltkriegs auch von einem Plakat der deutschen Wehrmacht – als Appell an die sogenannte Heimatfront – Nazipropaganda also. Und sie findet sich ja ebenso in der Fanhymne von Bayer Leverkusen oder Wacker Innsbruck wieder. Leider eben auch in diversen Publikationen der rechten Szene – und, in umgekehrter Version, auf dem ersten Album einer Streetpunkband namens Loikaemie.

Insgesamt hat der Fußball aber ohnehin mit anderen Abgründen zu kämpfen. Zum Beispiel mit der Unsitte, dass Spieler ihre Kinder auf den Rasen mitbringen. Zu Recht hat Turnierdirektor Martin Kallen darauf hingewiesen, dass eine EM keine Familienveranstaltung sei. Das "zumindest auf dem Rasen" entschärft den Sager des Schweizers nur leicht. Sonst hat es für Kallen punkto Organisation und Sicherheit "bisher keinerlei Probleme" gegeben. War da nicht etwas im Stadion von Marseille? Prügelnde Hooligans? Alles natürlich schon sehr lange her. Wer kann sich da heute schon noch daran erinnern? (Sigi Lützow, 5.7.2016)